Autor: Arne Zank
Titel: Die Vögel
Verlag: Ventil Verlag
ISBN: 978-3-95575-146-3
Auch wenn alle Vöglein schon da sind, diesen Comic sollte nicht unbedingt in die Flügel kleiner Kinder fallen. Da können die drei Hauptfiguren noch so süss vom Cover schauen, in der Geschichte „Die Vögel fliegen hoch!“ geht es um Verbrechen, Sex, Drogen und abgefuckte Lebenssituationen. Von Arne Zank minimalistisch gezeichnet, nahe am Dilettantismus und trotzdem mit vielen, unerwarteten Details versehen. Inhaltlich rast man von einer absurden Situation in die nächste, fühlt sich an Exploitation-Filme erinnert und wird immer wieder von den abrupten Szenenfolgen überrascht. Herrlich.
Dabei beginnt alles so einfach: Basierend auf seinem Webcomic, hat Arne Zank seine Vögel in ein grosses Abenteuer geschickt und lässt diese eine Bank überfallen. Die Flucht vor den Bullen gestaltet sich allerdings weniger geschickt als erhofft, da kommen hungrige Mägen, gemeine Verwandten und die eigene Dummheit der Figuren in die Quere. Das Netz der Verstrickungen wird immer dichter, die Gags tun weh, der Kalauer wird hochgehalten. Die Jugend hängt am Smartphone und Bong, die alten Liebesgeschichten wärmen sich auf – und das Ende des Comicbuches sprengt gar die vierte Wand. Plötzlich taucht Herr Doktor Arne Zank selbst auf, drängt sich auf (siehe Video unten)!
Der Schlagzeuger von Tocotronic und ausgebildeter Illustrator hat sich, beflügelt durch die Covid-Isolation, wieder seinen gefiederten Freunden gewidmet und brachte mit „Die Vögel“ ein wunderbar doofer Comic-Band heraus, der sich weit von den stilistisch abgebrühten Songs seiner Band entfernt. Hier ist alles möglich, hier ist Anarchie ein hehres Mittel und der Punk drückt durch die Panels. Somit ist „Die Vögel“ nicht nur Indie-Musik-Fans zu empfehlen, sondern Freund*innen des schrägen Humors, der Untergrund-Comickunst und Roadmovies.
Am besten kauft man sich „Die Vögel“ gleich im Doppelpack mit dem Sammelband „Sie wollen uns erzählen„, zu welchem Arne Zank ebenfalls einen Beitrag beigesteuert hat. Dann halten sich Wahnsinn und nüchterne Weltsicht die Waage.
Text: Michael Bohli