Band: Woodkid
Album: S16
Genre: Electro / Pop
Label: Island Records
VÖ: 16. Oktober 2020
Webseite: woodkid.com
Da steht er, der Koloss, und scheint mit seiner Statur und dem Schatten unüberwindbar: „Goliath“. Die dunklen Wolken sind aufgezogen, beim zweiten Werk von Yoann Lemoine ist die heile Welt verschwunden. Was beim Debütalbum nicht nur im Titel „The Golden Age“ noch voller Licht war, das ist sieben Jahre später für „S16“ in der Finsternis untergegangen. Der Künstler, der als Woodkid bereits mit seiner ersten Platte weltweit grosse Erfolge feiern durfte hat die negativen Seiten entdeckt.
Das passt natürlich in unsere Zeit, das will den Geist und die herrschenden Ängste spiegeln. So können die neuen Lieder von Woodkid als Mahnmal gesehen werden, als Manifest einer Generation, die ansehen muss, wie die Welt immer näher an den Abgrund getrieben wird. Auf dem Cover umarmt der Musiker ein Monstrum aus schwarzer Masse und verliert weder Empathie noch Zugänglichkeit. Was die schwülstigen Klänge auf „S16“ beweisen. Hier geben sich Streicher und Gesänge die Hand, der reduzierte Electronica-Pop ist bedeutungsschwanger und prätentiös.
Zu selten darf die Perkussion Kanten hervorheben, meist werden Gesang und Melodien zu den wichtigsten Elementen. Das klingt wie Musik, die man sich in der massig ausgestatteten Stube gönnt, mit der verdrückten Träne über die Unrechtmässigkeiten. Wirklich etwas ändern, nein das kann man nicht, wie auch. Aber Mitgefühl, das zeigt man. Nur hilft das nicht weiter, wie keiner der elf Songs. „Highway“ und „So Handsome Hello“ möchten dies zwar, werden aber unter dem Kitsch begraben. So ist Woodkid vor allem eines: Ein Abbild der Verwöhnten.
Tracklist:
1. Goliath
2. In Your Likeness
3. Pale Yellow
4. Enemy
5. Highway
6. Reactor
7. Drawn To You
8. Shift
9. So Handsome Hell
10. Horizons Into Battlegrounds
11. Minus Sixty One
Bandmitglieder:
Yoann Lemoine
Gründung:
2006
Text: Michael Bohli