Autor: Tracey Thorn
Titel: Ein anderer Planet
Verlag: Heyne Hardcore
ISBN: 978-3-453-27281-1
Übersetzung: Conny Lösch
Als Teil des vielseitigen Pop-Duos Everything But The Girl eroberte Tracey Thorn die Herzen vieler Menschen auf der Welt, als Musikerin und Sängerin veröffentlicht sie seit 1982 Alben, die neue Perspektiven auf unser Dasein bieten. Doch innert drei bis vier Minuten die Welt zu erklären ist keine einfache Aufgabe. Die Britin wandte sich, nicht nur aus diesem Grund, in den Zehnerjahren des aktuellen Jahrtausends den Memoiren in geschriebener Form zu. „Bedsit Disco Queen“ stiess 2013 auf viel Gegenliebe und bald darauf folgte mit „Naked at the Albert Hall“ ein Buch über Säger*innen und Gesang an sich.
Mit „Ein anderer Planet“, oder „Another Planet: A Teenager in Suburbia“ im Original, kehrt man mit Tracey Thorn wieder in ihre persönliche Vergangenheit zurück, in die Jahre, in denen ihre Karriere als Künstlerin noch weit entfernt war. Der Alltag im Londoner Vorort Brookmans Park beherrschte ihr Teenagerdasein, ein Tagebuch sorgte für Halt – scheinbar zumindest. Nicht ohne kritischen Blick besuchte Thorn ihren Geburtsort wieder, als erwachsene und in London sesshafte Frau. Mit dabei waren auf den Spaziergängen die Sätze und Gedanken, welche sie als Mädchen niedergeschrieben hatte.
Erstaunlich zurückhaltend und nüchtern sind die Einträge in den Tagebüchern, niemals bereit, die gesamte Wahrheit und die wirklichen Emotionen zu offenbaren. Tracey Thorn untersucht anhand der Bruchstücke die Art, wie wir Menschen unsere eigene Vergangenheit mit verklärten Erinnerungen und falscher Nostalgie verändern zu versuchen. Das offenbart zwar wenig neue Erkenntnisse, gibt das Vorortleben der damaligen Zeiten und die heraufkeimende Unrast als jugendliche Person gut wieder.
„Ein anderer Planet“ pendelt zwischen den Jahrzehnten und liest sich wunderbar flüssig, lässt dadurch allerdings etwas Tiefe vermissen. Man ist schnell am Ende des Bandes angelangt und nimmt leider nicht viel in die eigene Zukunft mit, langweilig werden die mit Essay-Gedanken vermischten Memoiren aber nie und ergänzen Thorns bisherige Veröffentlichungen gelungen.
Text: Michael Bohli