Kryptox Music / VÖ: 19. November / Electronica, Folk
sissirada.com
Text: Michael Bohli
Die Harfe ist wieder da. Man denke etwa an die clubtauglichen Shows von Kety Fusco, den sehnsüchtig-emotionalen Pop von Linda Vogel. In eine ähnliche Richtung bewegt sich die Künstlerin Sissi Rada, welche klassische Klänge mit den unendlich faszinierenden Möglichkeiten elektronischer Musik erweitert. Aktuell in Berlin lebend, ist sie eine aktive Teilnehmerin der experimentellen Szene und Teil des David August Ensembles, arbeitet für Performances und Theater. «Nanodiamond» bringt ihre persönliche Ausdrucksweise zum Scheinen, aufregend anders und hübsch.
«Athena» nimmt uns mit zur Herkunft von Sissi Rada, schöner Gesang und mehrere Synthesizerspuren als Zauber. Perkussiv dient das Lied als Antrieb zum Titeltrack, bei dem die Bewegungen komplexer werden und die Rhythmen packender. Spätestens nach einem Drittel von «Nanodiamond» sind die Zutaten entschlüsselt – Rada lässt raue Aspekte und Texturen zu, weiss deren Intensität mit Gesang und Neoklassik zu glätten. Abstrakte Gefüge finden im Album Platz, auf die sichere Seite der simplen Popmusik verlässt sich die Musikerin nicht.
«Nanodiamond» ist gemäss dem Titel ungeschliffen und scharfkantig, im selben Moment verführerisch. «Ichthys» steht schräg auf der Tanzfläche und unterbricht fies grinsend den Flow, «81948 (2000 OM69)» wurde von Brian Eno zu einem Ambient-Genuss produziert. Bei Sissi Rada gibt es mit jedem Stück neue Facetten zu entdecken, E-Musik etwa («Sorrow») oder schwelgende Takte («Debris»). Kein Album, das man so nebenbei mitnimmt, sondern eine Platte, bei der man immer wieder eine Spurensuche startet.