8. Februar 2020
Diverse Lokale – Baden
Bands: Mikal Cronin / Camilla Sparksss / Shannon Lay / Amazing Angry
Webseite: ooam.ch
Das Ende einer Veranstaltung erreicht zu haben, das macht immer etwas schwermütig. Besonders, wenn einem nicht nur die Lokalitäten, sondern Stimmungen und Menschen stark ans Herz gewachsen sind. So hiess es am Samstag noch ein letztes Mal die zehnte Ausgabe des One Of A Million Festivals in Baden zu geniessen, neue Acts zu entdecken, neue Verbindungen aufzubauen.
Eher kurz und überraschend reduziert, nämlich auf ihre Stimme und kurze Songfragmente, starteten wir im Geschäft „OHNE“ mit der Büdnerin Gianina Flepp, auftretend als Amazing Angry. Das machte natürlich nicht satt, also schritten wir bald in Richtung Stanzerei.
Dort erwartete uns Shannon Lay, Singer-Songwriterin aus der Nähe von Los Angeles. Nur mit ihrer Gitarre bewaffnet präsentierte sie ein Set wunderbarer, reduzierter Songs, die sich zwischen Folk und Indie bewegten. Allgemein gab sie sich sehr herzlich und authentisch, plauderte über den schönen Vollmond oder stellte Überlegungen zur Seltsamheit des Klatschens an. Im Gegensatz zu vielen anderen Singer-Songwritern waren ihre Songs sowieso meist von positiven Gefühlen und Geschichten durchzogen. Da brauchte es gar nicht viele Töne oder laute Instrumente, um das Publikum zu bezaubern.
Jetzt war aber fertig mit der Ruhe, mit den sanften Geschichten, Camilla Sparksss zeigte die extremen Seiten der Musik, mit brachialen und sich windenden Liedern. „Brutal“ heisst nicht nur ihr aktuelles Album, welches die in Lugano lebende Musikerin letztes Jahr veröffentlichte, so waren auch die Bässe, Sounds und Gesänge. Krachende Synthesizer, Loops auf speziell gepressten Platten, eine Stimme zwischen falscher Zurückhaltung und aggressiven Ausbrüchen.
Überheblichkeit, Machogetue, falsche Ideal – alles wurde mit diesem Konzert zu Pulver verarbeitet, das man sich mit Liedern wie „So What“ ohne zu Zögern in das Gehirn zog. Fernöstliche Melodien schlichen sich zwischen den dunklen Techno, Noise riss Harmonien an sich, der Tanz wurde zu einem Ringen. Wie grossartig solch düstere und Haken schlagende Musik doch sein kann, wie fesselnde diese Künstlerin ist.
Geradliniger und den Indie-Tugenden verschrieben das Konzert von Mikal Cronin im Royal, ein Singer-Songwriter aus Amerika, der das alte Kino mit zwei Mitmusikern und lauten Gitarrenmomenten bespielte. Das erinnerte nicht nur an die Nullerjahre, sondern legte Gefühlswelten offen. Das mögen die Leute am OOAM, darum gab es als Dank eine spontane Aktion mit Wunderkerzen, sehr zur Freude des gerne mal wild musizierenden Trios.
Die Wände des zum Bersten gefüllten Raumes bogen sich durch, der Gitarrist von Ty Segall fächerte seine Lieder immer wieder auf und liebte das Feedbackdröhnen. Ein ehrlicher und ungeschminkter Abschluss, zumindest für uns. Denn nach all diesen Tagen spürte man die Müdigkeit in Geist und Körper, die Heimreise wurde angetreten.
Zehn Jahre One Of A Million Festival, zehn Jahre Experiment, Euphorie, Entdeckungen, Emotionen. Erneut bewies dieser abwechslungsreiche Anlass, wie unglaublich spannend die Nischen in der Musikwelt sein können, wie schön es ist, Liveauftritte gemeinsam zu erleben und sich ohne Furcht in neue Erlebnisse zu stürzen. Auf mindestens zehn weitere Jahre!
PS: Unsere Herzen werden dank dj flugvél og geimskip noch lange strahlen.