Sub Pop Records / VÖ: 10. September 2021 / Slowcore, Indie
chairkickers.com
Text: Michael Bohli
Auf fast nervende Weise reduziert und abstrakt gehalten ist der Schluss von „White Horses“ – als ob sich Low in ihrer neugefundenen Form vollends austoben möchten. Das Duo aus Amerika hat die Lust an der emotionalen Schönheit nicht abgelegt, denn alsbald schälen sich aus den zerstören Gitarrensounds wunderbare Harmonien und der typische, zweistimmige Gesang. Nach dem Meisterwerk „Double Negative“ sind Alan Sparhawk und Mimi Parker mit der 17. Studioscheibe „Hey What“ zurückgekehrt. Als Fortsetzung der Reise, als technische Auseinandersetzung mit der Seele.
Extrem veränderte Klänge, Verzerrungen und gebrochene Riffs, ein kühles Gerüst für viel Genialität. Was 2018 überraschte, das wird mit „Hey What“ fortgesetzt. Die Kompositionen von Low sind Behandlungen der technischen Aspekte im Bereich der Slowcore-Gitarrenmusik und Liebeserklärung an das Leben zu gleich. „Days Like These“ lässt die Melodien beben und legt intime Wünsche offen, „All Night“ ist eine kryptische Erzählung mit grossartiger Basis. Auf singulären Ideen bauen sich alle zehn Songs auf, mit aufreibenden Schichten und lärmigen Ausführungen („There’s a Comma After Still“).
Vom Indie ist bei Low nicht mehr viel übriggeblieben, dafür hat die exotische Ästhetik alles bezwungen. Man erhält von der Band ein Balsam, der in der Musikwelt einzigartig ist. „Hey“ formt, baut, dekonstruiert und fantasiert während fast acht Minuten an dieser Vision, „Don’t Walk Away“ ist die melancholische Maschinenwerdung. Texturen und Songwriting sind auf „Hey What“ gleichberechtigt, die Unsterblichkeit ist dieser Formation mit Tracks wie „The Price You Pay (It Must Be Wearing Off)“ sicher.