Blaublau Records / VÖ: 13. März 2022 / Experimental, Pop
Bandcamp
Text: Michael Bohli
Jeden Monat eine Platte, immer mit der Frage «What we talk about when we talk about love?» im Zentrum. Nach Tiece und Chien Mon Ami gräbt BlauBlau Records noch tiefer in der Kiste der merkwürdigen Formationen und hat mit Carebender aus Preddöhl etwas ans Licht gebracht, das ein wagemutiges Spiel mit Schönheit und abstrakter Kunstform treibt. Keine Electronica, kein Jazz, hier gibt es nur menschliche Stimmen zu hören. Die dritte Scheibe der suchenden Reihe ist ein A-cappella-Moment gegen die Wut, welche in unserem Magen lauert und immer im falschen Moment ausbricht.
Weltoffenen Wechselgesänge machen die Musik exotisch («Hands»), die Emotionen in den Liedern sind nie verfälscht. Zwar sind klangliche Harmonien eine wichtige Grundlage für das Schaffen von Carebender, eine heile Welt wird uns von dem Kollektiv aber nicht präsentiert. Ausrufe, empört wirkende Tonwechsel, bestimmtes Sprechen in der Gruppe, Missstände werde von dieser Gruppe nicht hingenommen. Da bricht «Spiller» in scheinbares Chaos aus, während «Air» zur Reflektion einlädt.
Es zwitschern die Vögel, es werden die Zustände der Natur mit gesanglichen Kompositionen imitiert. Carebender wagen sich an «Games» und sprengen die Vorurteile, welche man gegenüber A cappella haben könnte. Sie landen kurz im Gospel und greifen nach fremden Welten mit «Hu». Diese Platte ist verrückt und geerdet zugleich, eine unerwartete Begegnung und selten einfach zu verarbeiten.