Mute Records / VÖ: 28. Juli 2017 / Electronica, Noise
ethermachines.com
Text: Michael Bohli
Wenn man mit Gerätschaften experimentiert und sogar die Aufnahmebänder mit Rasiermessern schneidet, dann erhält man ungewöhnliche, elektronische Musik. Doch Ben Frost geht auf seiner neusten EP „Threshold Of Faith“ ein Stück weiter als bis zur Kunstausstellung, er verleiht der Musik immer wieder extreme Grösse und eine benötigte Zugänglichkeit. Der australische Komponist und Produzent ist schliesslich bekannt dafür, dass sich seine Musik immer gefühlvoll und gerne auch episch entwickelt. Ganz ungefährlich kommt diese Veröffentlichung hier aber nicht daher.
Bereits mit dem eröffnenden Titelstück macht Ben Frost klar: Diese Klänge, welche aus langen Sessions mit Steve Albini entstanden sind, klingen nach Systemabstürzen, Zusammenbruch und Fremdartigkeit. Einzelne Töne wurde stark übersteuert, trockene Beats untergraben einzelne Synthies, Unordnung und Verzweiflung breiten sich aus. Immer mehr mischen sich Klangfiguren ein, die nach futuristischen Städten klingen, kurz vor dem Revolutionsumsturz. Da passt es, dass mit „Threshold of Faith (Your Own Blood)“ eine kurze Verschnaufpause eingelegt wird und man öfters an den aktuellen Wohnort Frosts denkt – Island.
Trotz all dieser Merkwürdigkeiten, den lärmenden Spuren und der immer wieder in ihrer eigenen Form zusammenfallenden Musik weiss Ben Frost hier manchmal nicht so richtig, wie die Lieder abzuschliessen wären. Gewisses klingt zu gewollt episch, anderes eher wie eine Fassade. Trotzdem, diese EP ist eine faszinierende Reise in elektronische Abgründe und macht Lust auf weitere Musik aus diesem minimalistischen Experiment. Zumindest, wenn man auch ohne Schönklang träumen kann.