Mute Records / VÖ: 29. September 2017 / Electronica, Noise
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Text: Michael Bohli
Was sich Ende Juli mit der EP „Threshold Of Faith“ ankündigte, wird nun in grossem Stil ausgelebt: Ben Frost und sein Produzent Steve Albini wagen sich an unangenehme, lärmige Electronica. Verzettelte Tracks, kratzende Synthies, ausgeleierte Bänder – alles vermengt sich zu einem Album voller Eindrücke, die man so nie freiwillig machen wollte. Dass „The Centre Cannot Hold“ aber trotzdem ein vergnügliches Erlebnis darstellt, ist vor allem dem künstlerischen Einfallsreichtum des Australiers zu verdanken. Und Musik ist schliesslich immer dann am interessantesten, wenn sie bekannte Pfade verlässt.
„The Centre Cannot Hold“ wagt sich schon gar nicht in die Nähe von vertrauten Klangkonstrutionen, sondern wirkt mit Tracks wie „Entropy In Blue“ eher wie ein Schlachtschiff aus der Andromedagalaxie. Immer wieder laut werdend und gerne mit Störfrequenzen spielend, lässt Ben Frost seine Synthies hier schier auseinanderbrechen. Das Album ist aber nicht durchweg eine solche Belastung, sondern schweift auch in melodiöse und dem sphärischen Ambient angelehnte Momente um. „Eurydice’s Heel“ macht Vangelis stolz, „Meg Ryan Eyez“ spielt mit Leerstellen.
Es ist nicht oft der Fall, dass man sich mit Musik den Tag schön gestaltet, die gegen alle Konventionen verstösst. Wenn aber Ben Frost auf seine urtümliche Weise Noise-Experimental auf Ambient und Electro treffen lässt, dann kann man nur fasziniert zuhören. Und im Gegensatz zur bereits erschienenen EP funktionieren hier auch Spannungsbogen und Songformat perfekt. Manchmal braucht es nur wenige Sekunden für das Ergebnis, dann wieder acht Minuten – aber immerzu landet man an einem bisher unbekannten Ziel.