Blaublau Records / VÖ: 13. Januar 2022 / Experimental
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Text: Michael Bohli
Wenn die Synthesizer schräge herumsurren und «Idiot» zu einem experimentellen Feld umgestalten, könnten man meinen, wieder bei «Exo» von Bit-Tuner gelandet zu sein. Dieser Zustand hält auf «What We Talk About» aber nicht lange an, das Album von Chien Mon Ami nimmt mit jedem Track eine weitere und andersartige Perspektive ein, die Frage «What we talk about when we talk about love?» wird ohne Zurückhaltung untersucht und in zeitgenössische Klänge verpackt.
Geschmolzene Gletscher verwandeln sich in eine Nachspeise, die menschliche Zuneigung wird animalisch transformiert. Chien Mon Ami sind die erste Formation, welche bei der neuen Serie von Blaublau Records die oben aufgeführte Frage bearbeiten. Das Duo aus La Chaux De Fonds lässt die Tonspuren rumoren, schwankt im Lo-Fi-Gang durch die Umgebung oder mischt Westschweizer Indie-Romantik mit dissonanten Einfällen. Mal blubbert es mysteriös («Ocre»), dann wird man von analogen und digitalen Sounds ins Scheinwerferlicht gezogen («Danser»).
Ein bisschen Pop, etwas Electronica und viele Versuche später halten Naomi Mabanda und Benjamin Tenko keine definitiven Antworten bereit, sehr wohl aber ein facettenreicher Blick auf unsere Gesellschaft. «What We Talk About» ist ein kurioses, schönes und nachdenkliches Album, das die Zurückhaltung bei «Le regard» zelebriert und euphorisch mitreissen kann («Fraise»). Chien Mon Ami ist ein Name, den man sich merken muss – oder nach dieser Platte eh nicht mehr vergessen kann.