Handsmade / VÖ: 5. März 2021 / Dark Pop, Electro
leandrul.com
Text: Michael Bohli
Die anfänglich gezupfte Gitarre und die sanfte Stimme machen alsbald Beats und Synthesizern Platz, „Psychosis of Dreams“ vertieft sich ab „Broad Hall“ in der elektronischen Weltsicht. Niemals aber verkommt das Werk komplett zu einem verzerrten und lauten Aufschrei, die Folk- und Singer-Songwriter-Aspekte bleiben trotz allen Mitteln und Möglichkeiten im Vordergrund. Leandrul bringt ihre persönliche Fragilität in die Lieder und kreuzt diese mit Inhalten über Geistige Gesundheit und Nachdenklichkeit.
Es ist nicht falsch, wird „Psychosis of Dreams“ an Menschen empfohlen, die sich mit der Musik von Grimes angefreundet haben. Beide Künstlerinnen verbinden die moderne Popmusik mit ernsten Inhalten, ohne die Zugänglichkeit zu vergessen. Leandrul, oder Crosby Morgan mit gebürtigem Namen, blieb für „Psychosis of Dreams“ aber auf der Erde und versuchte die in Seattle aufgenommenen Songs nicht unendlich gross zu gestalten. „Death By Nerium“ ist das intime Herz, „August“ lässt an die amerikanische Folk-Szene denken, „Electroconvulsive Memory“ sorgt für einen Hauch Wave-Disco.
Allgemein erinnert vieles auf der Platte an ältere Generationen der elektronischen Musik, „Saved By Lizzy’s Taste In Music“ etwa ist süss und zärtlich. Mit dem Chorgesang und den breiten Synthesizern ist „Atoned“ wie eine Androiden-Florence. Mir persönlich bleibt dies alles etwas zu zurückhaltend und klein, die Stimmung hätte von Leandrul gerne etwas brachialer gesprengt werden können – wie es „Redemption“ am Schluss versucht. Mit den 17 Tracks ist das Album auf jeden Fall das bisherig grösste Unterfangen der Musikerin und dafür erstaunlich persönlich.