Band: Yeasayer
Album: Amen & Goodbye
Genre: Indie / Experimental, Rock
Label/Vertrieb: Mute
VÖ: 1. April 2016
Webseite: yeasayer.xyz
Wenn die Ideen so überborden, dass man nicht alle Einfälle korrekt festhalten und entwickeln kann, dann kann dies für eine Band frustrierend sein. Yeasayer aus Brooklyn mussten immer darauf achten, dass ihre Musik nicht Reissaus nimmt und den Künstlern davon galoppiert. Bereits auf den Coverillustrationen fand man immer befremdliche und interessante Collagen – die Lieder hinter den Bildern standen diesem Überfluss meist in nichts nach. „Amen & Goodbye“ ist nun also eine weitere Runde im Freizeitpark deiner Drogenträume – und zum Glück kein definitiver Abschied, denn gerade jetzt scheint sich die Band mit der Technik perfekt vermengt zu haben.
Kinderchor, hüpfendes Schlagzeug, Gitarren und Bass auf der Achterbahn und dazwischen ein Synthsturm voller Konfetti – Yeasayer versuchen sich mit ihrem neusten Album nicht an Zurückhaltung. Für „Amen & Goodbye“ sagten sie zwar Tschüss zur kompletten Digitalisierung, liessen ihre Songs aber von Joey Waronker auseinandernehmen und neu verbinden. Als ob man die Platte in eine Tischbombe gesteckt und dann mit allen Spielsachen auf den Wohnzimmerboden gestellt hätte. Stücke wie „Dead Sea“ tanzen auf mehreren Partys, Rock und Indie werden mit viel Experimentiergeist gefüttert und mit Zwischenspielen noch mysteriöser gehalten. Man kann sich nicht immer sicher sein, ob Yeasayer die Retter des Psychedelic Pop sein werden oder einfach nur Scharlatane hinter tollen Masken sind. Die Lieder wollen absichtlich etwas verwirren, doch im Herzen sind die meisten eigentlich ziemlich simple Indie-Hits. „I Am Chemistry“ betört mit tollem Refrain, „Gerson’s Whistle“ landet im Art-Rock. Einflüsse aus allen Ecken der Welt sind zu hören, trotzdem bleibt die Gruppe klar im Westen zu Hause. Mit höchster Güte bei Produktion und Aufnahme fanden alle Theorien die korrekte Ausführung auf dem Album.
Es kann manchmal etwas zu viel werden, diese Fröhlichkeit und Spiellust, doch dann kriegen Yeasayer wieder die Kurve und lassen etwas düstere Klänge in ihre Lieder. „Amen & Goodbye“ ist nicht immer klar zu erfassen, zeigt aber wunderbar auf, wie sich experimentelle und einfallsreiche Musik der heutigen Zeit anhören kann. Egal ob Pop oder melancholischer Rock, Indie oder Traditional, die Gruppe bleibt überall gleicht standhaft. Wie eine Märchensammlung oder ein Heft voller Comics lacht es uns an und will immer wieder mal genossen werden. Schmerzt ja nicht.
Tracklist:
1. Daughters Of Cain
2. I Am Chemistry
3. Silly Me
4. Half Asleep
5. Dead Sea Scrolls
6. Prophecy Gun
7. Computer Canticle 1
8. Divine Simulacrum
9. Child Prodigy
10. Gerson’s Whistle
11. Uma
12. Cold Night
13. Amen & Goodbye
Bandmitglieder:
Chris Keating – Gesang, Synth
Ira Wolf Tuton – Bass, Synth
Anand Wilder – Gesang, Gitarre, Klavier
Gründung:
2006
Text: Michael Bohli