Band: Vouipe
Album: EP 2
Genre: Electro / House / Experimental
Label: Glad We Met
VÖ: 23. Juni 2020
Webseite: vouipe.com
Die Vertonung des Alpenkantons geht weiter. Liess Vouipe vor Kurzem auf EP 1 den Oberalppass im Elektrosound aufgehen und schickte uns auf einen klanglichen Raft den Rhein runter, so vollführt er mit „EP 2“ die Fortsetzung dieses Musikprojektes tiefer unten im Rohnetal und diesmal nicht fliessend sondern sperrig und wuchtig weiter.
Nichts Geringeres als den grössten Damm der Schweiz, die Grande Dixence, erklingt in diesem gleichnamigen Stück. Wieder gelingt es Vouipe den ganz eigenen Klang dieses menschlichen Monuments und baulichen Kraftakts einzufangen. Zwischen dem elegisch, elektrischen Soundteppich sind Schläge auf Rohre und Mauern versteckt, ein altes Telefon mischt sich hinein. Samples aus einem Dokfilm zu Bauzeiten erklären dazu und immer ist irgendwo das stete Wassertropfen, ohne welches so ein Damm recht nutzlos und (tal)sperrig dastehen würde. So vermengt sich schliesslich in der Tonspur klarer und hallender Rhythmus aus unbeweglichem, kaltem Metall und anorganischem Stein mit dem elektrisch aufgeladenen und in flirrender Leichtigkeit ziehendem flüssigen Lebenselixier, welches selbst gestaut nie still sein kann. Gegensätzlicher könnte es nicht sein, so dass in der Tiefe dieses Monuments die exotische Kalimba zum verzierenden und zitternden Herzstück werden muss um alles beisammen zu halten.
Noch etwas weiter talabwärts liegt der Namensgeber des zweiten Stücks von „EP 2“, der Lac de Salanfe. Auch dieser See, von Menschenhand erschaffen, bietet genügend Raum für den Künstler zum Experimentieren. Neben dem klackenden Schleichen einer Zahnradbahn ist auch dieses Stück von den Gegensätzen menschlicher Eingriffe in die Natur geprägt und geplagt. Schlagende Metalltüren und der Klang von Wasser auf Plastik lassen gleichzeitig Erschaudern, Tanzen und die Wucht erahnen.
„EP 2“ ist die im Klang etwas eintönigere Fortsetzung in dieser Reihe aus 3 kurzen Scheiben jenes Soundprojektes, welches die Natur und den in sie eingreifenden Menschen einfangen will. Vielmehr als sein Vorgänger zeigt „EP 2“ aber eben jenes nicht ganz freiwillige Zusammenspiel Mensch – Natur auf. Ein Zusammentreffen, dass nie natürlich sondern immer nur vom Menschen erzwungen ist, von der Natur hingegen nur geduldet. Denn würde Mensch seine Mauern nicht stetig hegen und pflegen, sie durchhöhlen und mit metallenen Rohren versehen, hätte das scheinbar formlose und plätschernd sanfte Wasser den Stein längst zu Staub zermahlen und würde sich seinen Weg wieder ungehindert bahnen. Die wahre Kraft liegt hinter den Mauern und lässt den Bezwinger Mensch sichtlich bezwungen und klein aussehen. Formvollendet eingefangen.
Tracklist:
1. Dixence
2. Salanfe
Bandmitglieder:
Dimitri Güdemann
Gründung:
2010
Text: Sebastian Leiggener