BlauBlau Records / VÖ: 3. Dezember 2021 / Electronica, Experimental
rekacsiszer.com
Text: Michael Bohli
Am Ende von «Veil 1 // source.» dröhnt es, als würden Raumschiffe landen, inmitten einer technisch-unwirtlichen Umgebung. Mit dem Album «Veils» landet man nicht auf fremden Planeten, sondern inmitten des Körpers der Musikerin Réka Csiszér. Unter dem Pseudonym VÍZ veröffentlicht diese ihr erstes Soloalbum und untersucht mit einer Anzahl Gerätschaften die Konzepte des «Body Horrors», der Identität und der Dualität. Monochromes Covermotiv, düstere Klänge, eine nachdenkliche und teilweise gar schmerzhafte Stimmung – diese Electronica hat wenig mit dem mitreissenden Pop von Bitter Moon zu tun.
Ein versuchter Dialog mit Geistern, eine Untersuchung des eigenen Körpers, das Sezieren des Verstandes: «Veils» ist experimentelle Ambient-Sounds, voller grusliger Momente und nachdenklich machenden Sätzen. Das Piano stolpert scheinbar betäubt in den Abgrund («Veil 3 // jozefina.»), der Gesang von VÍZ wird zu einem Klagen («Veil 5 // roter berg.»). Dazu wabern im Hintergrund die Drones und Flächen, raue Texturen und kratzende Stoffe bilden den Körper der Musik. Wenn sich die Synthesizer aufbäumen, dann ist dies kein Befreiungsschlag, eher eine Kräfteverschiebung («Veil 6 // reset.»).
Dass man sich bei «Veils» etwas verloren und einsam fühlt, kann vorkommen. «Veil 2 // föld.» ordnet das Geschehen mit der Stimme im Hall etwas ein, die Begegnung mit VÍZ ist aber keine vorgefertigte. Jeder Track ändert die Grundlagen, ein fixierter Ablauf scheint nicht zu existieren. So dient die Electronica als Spiegel, die Selbstreflektion wird gefördert. Bis am Schluss die einzelnen Klänge und Synapsen auseinandergenommen und neu geordnet werden («Veil 7 // recall.»), das Leben dadurch eventuell klarer erscheint.