Blaublau Records / VÖ: 13. Februar 2022 / Jazz, Experimental
Bandcamp
Text: Michael Bohli
Liebe hat viele Formen und Ausdrucksweisen, mit der monatlichen Serie «What We Talk About» versucht das Schweizer Label Blaublau Records die Facetten zu ergründen. Im Januar gab es mit Chien Mon Ami experimentelle und rumorende Electronica, dank Tiece aus Luzern darf man sich zur Frage in jazzige Untiefen stürzen. «What we talk about when we talk about love?» Im Februar über Hektik, improvisierte Takte und Angriffe mit dem Saxofon. Diese 25 Minuten vergisst man so schnell nicht, trotz sperriger Songnamen.
Wobei, Songs gibt es auf «What We Talk About» wenige, die Stücke dauern entweder wenige Sekunden oder suchen innert fünf Minuten den Kern der Wahrheit. Tiece nutzen den ruhigen Jam («Wer regnet?») und die wirren Kaskaden («¶æ¢æ»). Das Trio bestehend aus Nikola Jan Gross, Valentin Baumgartner und Janic Haller gibt sich furchtlos und voller Energie. Einzelne Klänge werden krumm durchgezogen, andere wiederum im Schnellfeuer aufgegeben. Man hangelt sich durch die Tracks und weicht aus.
Die Gitarren schneiden sich ins Schlagzeugspiel, die Effekte und elektronischen Mittel agieren als Zündschnur. Mit Tiece bleibt die Liebe ein Drahtseilakt, «Toelesoele Toede Taris Soedetan Noeneja Pe» erstürmt sich sofort den Raum und der Schluss mit «Arabesque (ballet position)» ist abstrakt und ungewöhnlich. Ganz zu schweigen von den Geräuschen und Störungen bei «Chrøn», die Welt wird mit dieser Platte umgekrempelt und von ordinären Aspekten befreit.