New West Records / VÖ: 28. Februar 2025 / Indie-Folk
thedevilmakesthree.com
Text: Torsten Sarfert
Nach sieben Jahren Stille kehren The Devil Makes Three zurück – und das mit einem Album, das so nah geht, dass es weh tut. Pete Bernhard hat beim Schreiben seine Mutter, seinen Bruder und einen Freund verloren. Die Trauer tropft durch jeden Song, aber statt in Selbstmitleid zu versinken, setzt die Band ihre Wut, ihre Fragen, ihren Verlust in Bewegung. Keine Drums, keine Überproduktion – „Spirits“ klingt reduziert, roh, ehrlich. Gespielt wurde in einer alten Kirche bei Woodstock, begleitet von Gewitter, Sturm und geisterhaften Momenten. „Spirits“ eben. Man hört es und man fühlt es.
Diese Band – Pete Bernhard, Cooper McBean (clean, nach überstandener Drogensucht) und die neu dazugekommene Morgan Eve Swain – war nie für klare Grenzen zu haben. Folk, Blues, Punk, Bluegrass – alles da, aber nie bequem. Sie machen keine reine „Americana“. Sie machen Musik, die kratzt und blutet, die lieber Fragen stellt als Antworten gibt. Und sie nehmen den Begriff Folk endlich wieder ernst: Musik über das Jetzt. Über das, was verdammt nochmal falsch läuft.
Ein Paradebeispiel dafür ist „Hard Times“ – ein Song, der klingt wie eine Faust im Bauch. Kein Pathos, keine Allegorien. Nur ein kalter Blick auf eine kaputte Realität: Brot kostet doppelt so viel, der Vermieter trägt teuren Schmuck und erhöht deswegen die Miete, der Reiche spricht von harter Arbeit, meint aber das Geld der anderen. Und der Refrain? Eine Hymne für alle, die schon lange wissen, dass von oben nichts runtertröpfelt ausser Verachtung:
They’ll charge you dollars while they’re paying you in dimes
When they said it was going to trickle down – you know that they were lying
Hard times
Hätte Woody Guthrie diesen Song geschrieben, er wäre wahrscheinlich ein Klassiker geworden. Doch bei all der harschen Realität – diese Band hat auch Humor. Schwarz, bitter, brillant. „I Love Doing Drugs“ klingt auf den ersten Blick wie ein ironischer Partytrack – aber was da zwischen LSD-Höllentrip, Crystal-Meth-Absturz und rug-sniffing erzählt wird, ist nichts weniger als ein Abgesang auf Realitätsflucht, Selbstzerstörung und eine Gesellschaft, die lieber wegsieht als zuhört. Mit einem Grinsen im Gesicht zieht der Song eine Linie zwischen Witz und Wahnsinn – und balanciert meisterhaft darauf.
„Spirits“ ist kein Trost. Kein Licht am Ende. Aber es ist wie im finalen „Holding On“ ein bittersüsser Aufruf zum Durchhalten und trotzig Tanzen in einer dreckigen, rissigen Welt:
Oh someday everything I love will be gone
I don’t believe in chance
I don’t believe in fate
I just believe in holding on
Beides fällt mit dem Spirit von „Spirits“ gleich sehr , sehr viel leichter, denn hey:
Divide and conquer, that’s the game, my friend
There ain’t nothing new under the sun.
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