Band: Suuns
Album: Hold/Still
Genre: Indie / Experimental / Alternative
Label/Vertrieb: Secretly Canadian / Irascible
VÖ: 15. April 2016
Webseite: Suuns auf Facebook
Man sollte immer vorsichtig mit seinen Wünschen sein, denn oft kriegt man mehr, als man denken würde. Wer also gerne wieder einmal ein neues Album voller spannendem Indie und Alternative möchte, der erhält mit „Hold/Still“ genau dies – muss aber mit gebrochenen Knochen und blauem Auge rechnen. Denn was die kanadische Band Suuns mit ihrem dritten Werk erschaffen hat, ist ein verworrenes und komplexes Gebilde. Lieder und Strukturen verschwinden hinter Experimenten, die wahren Geheimnisse der Songs muss man sich erarbeiten. Doch am Ende steht man vor einer Burg, nicht nur einem Haus.
Suuns starten gleich voller Rätsel und Fallen – jeder Versuch, einen geradlinigen Song zu erschaffen, wird sabotiert und Stilrichtungen werden über Bord geworfen. Den Gitarrenfiguren und Strophen werden die Beine gebrochen, Verzerrungen und Effekte kapern alle klar ersichtlichen Tendenzen. Die Gruppe lässt experimentelle Electronica und zahmen Noise in das Album herein, Stücke wie „Instrument“ zeigen sich zuerst abweisend – nur um dann plötzlich wie kleine Kinder an dir zu hängen und dich nicht mehr loszulassen. Nicht nur arbeiten die Musiker mit fremd wirkenden Klangbildern, sondern greifen oft auf die Repetition von Worten und kurzen Melodien zurück. Somit werden die einzelnen Teile des Albums skizzenhaft und wie kalte Betongerüste, doch einen edleren Ausbau benötigt man als Hörer nicht. Je weiter man „Hold/Still“ beim Anhören analysiert, desto faszinierender wird diese abgefahrene Herangehensweise. Gerade „Resistance“ geht perfekt auf: Zuerst will sich das Lied als kaputter Indie-Schrammler tarnen, nur um dann immer wieder wie betrunken in die Synthklänge zu stürzen und alle nüchternen Versuche des Musizierens zu sabotieren. Wenn dann plötzlich Beats und dröhnende Bässe die Bühne stürmen, öffnet sich der dunkle Rocktypus in Richtung Sterne und Euphorie.
„Hold/Still“ ist ein merkwürdiges Stück Musik, das es in seiner Verschrobenheit nicht immer allen einfach macht. Wer sich aber gerne mit extrovertierten Genremischungen auseinandersetzt, der findet schnell die Goldbeläge unter den Schatten und blendenden Oberflächen. Suuns sind nicht eine Band, die sich auf wenigen Ideen ausruhen und damit Erfolge einfahren wollen – lieber nehmen sie ihre Lieder auseinander und mischen analoge und digitale Mittel. Ob man da an Krautrock („Translate“) denkt oder psychedelischen Indie („UN-NO“), es ist beeindruckend und anders. Mit Grüssen an Radiohead und The Notwist.
Tracklist:
1. Fall
2. Instrument
3. UN-NO
4. Resistance
5. Mortise And Tenon
6. Translate
7. Brainwash
8. Careful
9. Paralyzer
10. Nobody Can Save Me Now
11. Infinity
Bandmitglieder:
Ben Shemie – Gesang, Gitarre
Joe Yarmush – Gitarre, Bass
Max Henry – Bass, Keyboard
Liam O’Neill – Schlagzeug
Gründung:
2007
Text: Michael Bohli