[PIAS] / VÖ: 19. August 2022 / Indie, Pop
sophiablenda.com
Text: Michael Bohli
Was mit Culk aus Wien her in die aktuelle Indie-Szene herübergeschwappt ist, kann nicht mit vielem verglichen werden. Wach, aktuell und betörend – Frontfrau Sophie Löw als kreative Zelle, nicht nur hinter den Texten, sondern auch dem Erscheinungsbild. Dass sie als Sophia Blenda ihr Soloalbum «Die Neue Heiterkeit» veröffentlicht, ist ein folgerichtiger Schritt. Die Elemente des Post-Punk sind weggefallen, die Lieder auf der Platte zeigen sich zerbrechlich und reduziert. Eindringlich ist alles.
Gleich nach wenigen Sekunden ist bereits beim Opener «Wo Bleib Ich» klar, hier werden Herz und Hirn gleichermassen angesprochen. Zurückhaltende Musik, im Pop verankert und in der Gestalt dem Singer-Songwriter nahe, die emotionale Wirkung ist bei Sophia Blenda riesig. Das weibliche Dasein im Patriarchat wird untersucht, demontiert und die Gesellschaft hinterfragt. Mit klugen Songzeilen, packender Wortwahl und ein Sound, der aus Texturen und Akkorden zugleich besteht. Piano und weiche Beats bei «Fear is An Empty Space», die elektronische Nacht in «Schwester».
Was sich auf «Die Neue Heiterkeit» abspielt ist zärtlich und klagend, «BH» und Freundinnen nehmen sich der Generation an, Konventionen und Normen werden hinterfragt und zermahlt. Der erste Auftritt als Sophia Blenda ist keineswegs zu leise, sondern ein wichtiges und ehrliches Werk, das Mut machen kann und die persönlichen Dämonen in Angriff nimmt. Der wunderbare Gesang ist eh ein Highlight.