-Ous / VÖ: 8. November 2019 / Electronica, Experimental
simongrab.ganzerplatz.ch
Text: Michael Bohli
Wie wird die Welt aussehen, wenn wir als Menschheit nicht mehr existieren, oder uns in eine neue Form weiterentwickelt haben? Schwer, eine solche Voraussage zu treffen, der Künstler Simon Grab wagt sich mit seinem Album „Posthuman Species“ an eine klangliche Skizze. Man könnte behaupten, die Musik, welche der Schweizer seit 2007 produziert, sei schon immer von der Gegenwart entfernt gewesen, wie etwa die Umgebungsklänge ohne jegliches Leben, welche man bei „Extinction“ antraf. Mit dem neusten Erzeugnis finden wieder Gestalten in die Tracks, wenn auch schräge.
Das Pochen und Humpeln bei „Neurotransmitters“ ist die Musik von Nervenbahnen, gekrümmt durch unnatürliche Tätigkeiten, das Knistern bei „Phase of Multiplication“ spiegelt Wachstum und Ausbreitung wider. Der Zürcher Produzent kennt sich mit andersartigen und verwirrenden Klängen in der elektronischen Musik aus, zwischen Dones und Noise gibt es auf „Posthuman Species“ verletzte Melodien und Klangfolgen zwischen Alarmsirenen und Schmerzenslaute („Apocalyptic Paranoia“). Der Forschungsdrang von Simon Grab steht dabei immer im Zentrum.
Live und von Simon Grab alleine aufgenommen, sind die 13 Tracks ein flüchtiger Blick in eine Parallelwelt, in eine mögliche Zukunft, in der wir als Blutsäcke ausgedient haben. Das offenbart sich nicht nur anhand der verwirrend und experimentell klingenden Kompositionen, sondern im abschliessenden Longtrack „Posthuman Wonderland“, der Schönheit und Eleganz in einer Welt findet, in der unsere Gedanken nichtig wurden. Und was zuerst für Unsicherheit sorgte, das beruhigt nun doch.