Klamm / VÖ: 29. November 2021 / Experimental, Ambient
saelevalese.com
Text: Michael Bohli
Die Stille lässt uns aufhorchen, sie kann als Bruch und Störung erscheinen. Besonders dann, wenn vorangegangene Momente mit lärmigen Klängen gefüllt waren. Die zwei langen Teile von «A White, White Day» sind nicht fehlerhaft, bloss weil immer wieder alle Frequenzen verschwinden und eine Leere erscheint. Saele Valese hat mit diesem experimentellen Album vielmehr die übliche Herangehensweise an eine Musikproduktion umgekrempelt. Zwischen 2018 und 2021 aufgenommen und bearbeitet, haben die elektronischen Sounds viele Veränderungen durchlaufen.
Düster, mit Drones definiert und teilweise von harten, Industrial-ähnlichen Beats bestückt, sind die einzelnen Versatzstücke von «A White, White Day» wie Skizzen im Arbeitsbuch. Nicht unbedingt in finaler Form, etwas ausfransend oder gar mit Fehler – Saele Valese arbeitet mit diesen Eigenschaften und hat seine Aufnahmen auseinandergeschnitten, neu zusammengefügt und mehrmals frisch aufgebaut. Das verleiht dem Album eine abstrakte und unnahbare Aura, Unheil lauert im Äther, Ideen und Entwürfe sind gleichwertig. Ähnlich wie beim Autorenkino, jetzt mit elektronischen Klängen.
Lieder oder schon allein gefühlvolle Melodien gibt es bei Saele Valese im eigentlichen Sinne nicht. Die 41 Minuten Musik sind karges Ambient, kratzende Electronica und Samples mit vielen Bearbeitungen. Die musikalische Erzählung ist nicht linear, sondern bricht immer wieder an neuen Stellen auf. «A White, White Day», aufgenommen in Bern, ist ein Spielfeld des Künstlers, ein Rätsel und Versuchung.