Sihlfeld Produktionen / VÖ: 29. Januar 2021 / Indie
riowolta.com
Text: Michael Bohli
Die Aura der Musik Rio Woltas war schon immer leicht fragil, diese Wirkung vernimmt man auch bei „Belle Epoque“. Nach dem instrumentalen „Supermensch», bei dem sich Archivaufnahmen von Gesprächen und Nachrichten mit wehmütigen Melodien mischen, steigt der Zürcher Künstler mit seinem Gesang in das Album ein – und verzaubert sofort. „Villagers“ startet die Maschinen und nimmt uns alle auf eine Zeitreise mit, in die Siebzigerjahren, in denen die Wohlstandsblüte noch existierte und im Winter die Schweiz ihre Tage im Schnee verbrachte.
„Belle Epoque“, die schöne Zeit also: Für Rio Wolta bedeutet das Jahrzehnt eine Unbeschwertheit, dazu der Fanatismus beim Skisport, was er alles mit seinen Songs zusammenführt. Dieses dritte Werk ist vor allem Musik, erweitert die Thematik aber geschickt mit Videos und Fotografien. Aufnahmen, Texte und Bilder stammen aus dem Archiv des Schweizer Fernsehens, der Musiker hat alles zu einer modernen und emotionalen Rückschau montiert. Schon immer interdisziplinär unterwegs, spielt diese Veröffentlichung geschickt mit den Methoden.
Indie-Pop voller Möglichkeiten und Licht („Youth“), instrumentale Stücke, die eigene Erinnerungen mit der kollektiven Nostalgie vermengen („In Mode“). Nach „No More Intimate Music“ zeigt sich Rio Wolta als grosser Könner in ebendiesem Gebiet, sanfte Gitarrenakkorde, Klavierpassage hinter aufgenommenen Aussagen, eine ergreifende und konzentrierte Stimmung. Dem Musiker ist es gelungen, mit diesem Konzeptalbum sogar Winter- und Sportmuffel wie mich anzusprechen und auf eine ergreifende Fahrt mitzunehmen.