Eigenveröffentlichung / VÖ: 7. Oktober 2022 / Synthie Pop
paraphon.com
Text: Michael Bohli
Die Trommelschläge hallen lange nach, die Snares peitschen digital, darunter pochen die Bässe aus dem Synthesizer – und wie als Wellenreiterin driftet die Melodie über den Track hinweg. «Miles» ist so tief in den Achtzigerjahren verwurzelt, dass man fast an Modern Talking denken muss. Da Paraphon aber im Heute leben und aus St. Gallen stammen, muss man keine Angst vor überzuckerter Radioware haben. Mit «Anecdotes of Wired Minds» werden die nostalgischen Synthie-Pop-Neigungen angeregt.
Nach der EP «Commercial Break» ist es das erste Album des Duos und weiss mit atmosphärischen Popnummern und elektronisch gestärkten Sounds zu gefallen. Eingängig und nicht ohne eine Prise Zucker musizieren sich Paraphon durch ihre acht Stücke. Das darf sehnsüchtig klingen («Morning Thoughts») oder wie bei «Intermezzo» mit tollen Sounds die Klangleiter in den Himmel stellen. Spürbar ist auch, dass sich die zwei Musiker:innen nach der EP stärker mit den Kompositionen auseinandergesetzt haben, alles wirkt gefestigt.
Mit passendem Gesang, instrumentalen Passagen, Electronica-Anteil und dem Besuch bei Foals mit «Spanisch Sahara» haben Paraphon eine Platte geschaffen, die keine Langeweile aufkommen lässt und den Retro-Geist ohne verfaulten Nebengeschmack beschwört. Lieber gibt sich die Gruppe verspielt und macht aus «Anecdotes of Wired Minds» eine freundliche Angelegenheit. Passend zum Coverfoto.