Grönland / VÖ: 26. August 2022 / Pop, Indie
oehlmusik.com
Text: Michael Bohli
Das Album mit einer Entschuldigung zu beginnen, zeigt klar auf, dass sich Oehl mit ernsthaften Gefühlen nicht zurückhält. «Es Tut Mir Leid» ist zwar nur ein Intro, die restlichen 13 Songs auf «Keine Blumen» lassen aber gleichermassen Innehalten und Zuhören. Tragische Geschichten, wahre Momente und eine Zerbrechlichkeit, die das Coverfoto noch unterstreicht. Dieser Indie Pop aus Wien ist voller Melodie und Groove, eine ausgelassene Tanznacht feiert man damit aber nicht.
Kein Problem, denn die Lieder sind umgarnend, der Gesang von Oehl ist wie ein Flüstern im Ohr. Während sich die Umgebung mit elektronischen Sounds füllt, wirkt das Synthiespiel erstaunlich organisch. Nach der EP «100% Hoffnung» steht nicht mehr das Kollektiv im Zentrum, sondern die Einzelpersonen. Natürlich immer mit dem Blick auf den Austausch und die gegenseitigen Beeinflussungen. R&B und Zurückhaltung gibt es mit «Wie Motten Das Licht», im Refrain hingegen wird weit aus dem Fenster gelehnt.
Treibend und hüpfend «Schönland», mit Fanfaren und einer Rückbesinnung auf vergessene Tage, bei «Mängelexemplar» darf der Bass mit den Beats die Gruppe durch die nächtlichen Strassen führen. «Keine Blumen» ist reizvoll und weiss immer zugefallen, leider aber gehen die Sätze und Aussagen etwas in der Produktion unter. Das ist von Oehl gewollt, macht es aber nicht einfach, alles nachvollziehen zu können. Doch wie eine Diskussion im Schlafzimmer lebt auch dieses Album von den intimen Leerstellen, der Atmosphäre und den zugelassenen Gefühlen.