City Slang / VÖ: 2. Juni 2017 / Pop, Electro
nogaerez.com
Text: Michael Bohli
Wer nicht sprechen darf, der soll um so lauter singen – und genau darum ist es wunderbar anzusehen, wie immer mehr weibliche Künstlerinnen und Musikerinnen überall auf der Welt ihre Stimme erheben und gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung ankämpfen. Israel war trotz seiner eher schmerzhaften und bis heute sehr komplizierten Geschichte immer ein guter Nährboden für neue Musik, und so dürfen wir mit „Off The Radar“ das beeindruckende Debüt von Noga Erez erleben.
Die Sängerin aus Tel Aviv sorgte nämlich bereits mit ihrer ersten Single „Dance While You Shoot“ für ordentlich Furore, ist dieser Pop-Track doch ein zerstückeltes Auskotzen und ein ordentliches Sperrfeuer. Nicht nur dank dem vertrackten Rhythmus und der minimalistischen Struktur, sondern auch den wichtigen und politischen Aussagen. Auch wenn auf „Off The Radar“ gewisse Lieder daherkommen, als möchte Noga Erez mit ihrem Dance-Pop-Gewand nur unterhalten – unter der Oberfläche brodelt es. Synthies und Drumpatterns werden zu Waffen, die Texte geben den intoleranten Missetätern den Rest.
Noga Erez macht dies gleich mit den Songnamen klar und lässt „Global Fear“ neben „Muezzin“ und „Toy“ tummeln. Dabei werden auch klanglich immer wieder neue Einschläge gewagt und viele Lieder und Zwischenteile geben sich genauso komplex wie auch wieder zugänglich. „Off The Radar“ bleibt somit mit seinen 15 Liedern immer hochspannend und brandaktuell – und die erst 27-jährige Künstlerin ein neuer Fixstern am elektronischen Pop-Himmel. Bleibt nur zu hoffen, dass dieser in Zukunft nur noch von Partys und nicht mehr durch Explosionen erleuchtet wird.