ATO Records / VÖ: 22. März 2019 / Indie, Pop
niluferyanya.com
Text: Michael Bohli
Die ersten Takte von „In Your Head“ klingen zwar nach vergangener Zeit, mit dem Refrain holt sich Nilüfer Yanya dann sofort ganz London in ihre Musik. Lily Allen, du kannst beiseitetreten, hier gibt es neuen Indie-Soul einer jungen Dame in ihren frühen Zwanzigerjahren. Das ist weniger dreckig und aufmüpfig als es man es von der englischen Grossstadt zurzeit erwarten würde, relativiert dafür die engen Klamotten des Videoclips innert Kürze. Dieser Pop hat Ausdruck und Stil, diese Künstlerin hat etwas zu sagen. „Miss Universe“ halt.
Mit 17 Tracks ist das Debütalbum gewichtig und erlaubt sich Spielereien und diverse Abwege – man höre sich nur mal genauer in die Einleitung und Zwischenspiele („WWAY HEALTH ™“, „Warning“ und mehr), welche mit Samples und Dialoge die Musik von Nilüfer Yanya in eine Welt einbetten, die verschroben und zugleich realitätsgetreu klingt. „Melt“ und „Monsters Under The Bed“ sind hingegen zärtlich und anschmiegend, als ob Lùisa nun auf der Insel leben würde. Zumindest solange, bis die Achtziger den Klang rauben.
„Miss Universe“ erlaubt sich den Tanz mit den Keyboards, den elektronischen Drums und verfremdeten Chorgesängen, lädt zum Fest ein („Tears“) und geniesst die aktuell modische Reduktion bei „Paradise“. Ja, Nilüfer Yanya kennt ihre Umgebung und nutzt dieses Wissen, um sich ihre Lieder immer wieder zwischen paranoiden Gedanken und süssen Melodien zu platzieren. Mit überspannender Geschichte, mit wiederkehrenden Themen und dem tollen Gesang. „Heavyweight Champion of the Year“? Kann man für den seelenvollen Pop aus England so gelten lassen.