Low Sky Records / VÖ: 22. Oktober 2021 / Electronica, Pop, Folk
nebno.ch
Text: Michael Bohli
Von der Aussage, dass «Low Skies» das zweite Album von Nebno darstellt, sollte sich niemanden verwirren lassen. Das Debüt «Streams» erschien 2019 unter anderem Künstlernamen, bereits damals aber war die Musikerin Manon Schlittler für die Klänge verantwortlich. Zärtliche Lieder, gewachsen auf Electronica-Boden, gefüttert mit Pop-Träumerei und Ambient-Samen. Immer luftig und ätherisch gehalten und sich klaren Genregrenzen enthaltend, ist die Platte für die kurzen Tage und kalten Nächte wunderbar geeignet.
Klänge, welche sich in das Unterbewusstsein schleichen und dort die kosmischen und persönlichen Strahlungen zusammenbringen. Die Intention hinter den sieben Stücken auf «Low Skies» geschieht, ohne Räume auf brachiale Weise neu zu formen, sondern lässt mit überlegten Schichten und Texturen die vorhandene Umgebung wirken. Minimalistisch startet «Distance», Folk-Elemente gesellen sich dazu, Nebnos Stimme verbreitet Neugier und Wärme. Die Musikerin leitet durch das Werk, trägt Geheimnisse und Wünsche in sich, fast feenhaft wirken die gesanglichen Melodien. Sogar die auftauchenden Beats bei «Eyote» können diese Atmosphäre nicht stören.
Vom Piano getragen und klassisch ausformuliert nähert sich «Low Skies» mit dem «January Song» der Popmusik. Die organischen Elemente verstärken ihre Stellung gegenüber der elektronischen Grundlage – es bleibt ein Miteinander in den Experimenten. Aufgenommen in Island, sind alle Songs mit Gastmusikerinnen ausformuliert worden und wirken intensiv, mit Nebno kann es düster werden («Maze») oder erhaben («Waving»), mystisch bleibt es zu jeder Sekunde.