RCA / VÖ: 28. Januar 2022 / Synthie Pop
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Text: Michael Bohli
Mit «Kindness» macht die dänische Musikerin sofort klar, dass «Motordrome» eine fulminante Rückkehr zu den eigenen Stärken darstellt, vier Jahre nach der letzten Scheibe. Doch damit nicht genug, MØ doppelt sofort nach und präsentiert mit «Live To Survive» eine grossartige Popnummer mit gutem Beat, emotionalem Gesang und einzelnen Melodienansätzen, die um das Gerüst schwirren. Wer nicht mitgerissen wird, kann sich gleich anderen Platten widmen. Schlussendlich geht es bei den zehn Tracks um das Innenleben, die Erholung von eigenen Rückschlägen und das Einverleiben klanglicher Aspekte vergangener Jahrzehnte.
Die Popmusik mit elektronischer Grundlage sucht den Zugang zu den Achtzigerjahren nicht erst seit wenigen Wochen, MØ arbeitet mit solchen Aspekten auf organische Weise. Ob Basslinien oder Synthesizerspuren, nichts ist Selbstzweck. Der R&B drückt leicht ins Album («Wheelspin»), dann wieder erlaubt sich die Künstlerin den Einsatz von Autotune über fetzigen Takten («Cool To Cry»). Ganz wichtig: Die Stimme Karen Marie Aagaard Ørsted Andersen ist das zentrale Element, die Lieder unterstreichen ihre eigene Art, Sätze darzubieten. Zugleich zementiert sie das vielseitige Dasein als Mensch, der sich nie für die eigene Verletzlichkeit schämen soll.
«Motordrome» liefert aus diesem Grund mit vielen Songs frische Energie, «New Moon» etwa hüpft herum und stärkt den Moment, «Youth Is Lost» steht unterstützend neben dir. Mit der Einbringung analoger Aspekte transformiert MØ ihre Platte in eine ehrliche Form, wie beim wilden Schluss «Punches» mit Westerngitarre und Schlagzeugwirbel. Musik gegen die Ängste, zwar nach der Ballade «Goosebumps» etwas zu träge, aber Momente wie «Brad Pitt» stärken ungemein. Schön, ist sie wieder da.