Irascible Records / VÖ: 16. Oktober 2020 / Pop, Electronica
manuelstahlberger.ch / bit-tuner.net
Text: Michael Bohli
Er mag es, wenn es blitzt, und stürmt – oft singt Manuel Stahlberger über das wilde Wetter und eröffnet passenderweise sein neues Album gleich mit einem tosenden Ereignis: „Gwitternacht“, seiner eigenen Geburt. Untermalt von Beats und schnittigen Synthesizern, das Lied baut sich zu einem sprachlichen Gipfel auf, auf dem Bit-Tuner steht und mit seinen Gerätschaften die Wolken umherschiebt. Unbekannt sind sich die beiden Künstler nicht, stehen sie schon lange gemeinsam auf er Bühne und spielen Lieder ein, zuletzt zu hören auf der Platte „Dini zwei Wänd„. Für „i däre Show“ haben sie sich weiterer Unterstützung entsagt.
Man muss sich also umgewöhnen, die Ostschweizer Erzählerstimme von Manuel Stahlberger wird nicht mit analogen und rockigen Klängen begleitet, sondern mit Bits und Bites. Das ist stellenweise etwas kühl und abstrakt, passt dafür wunderbar zu den entrückten Sätzen und distanzierten Beobachtungen, welche bei „i däre Show“ die zentrale Position einnehmen. Bit-Tuner schlägt keine Purzelbäume, sondern lässt Bässe und Melodien um die Worte zirkeln, bis ein passendes Gefäss vorhanden ist. „Dureringe“ führt mit rollenden Beats durch die dunklen Zeiten, perkussiv und karg die zerplatzten Träume von „Jetz wohned’s sälber i so Hüser“.
Bei den Texten von Manuel Stahlberger gibt es eh nichts zu meckern, zaubert er auf der Scheibe erneut eine grossartige Mischung aus sarkastischen Momentaufnahmen der Helvetier („Di heilig Famili“), persönlichen Erinnerungen mit selbstbestärkender Wendung („S erscht Mol“) und dem Tanz zwischen Absturz und Leere („Mengmol hät sie Angscht“) herbei. Das ist melancholisch und realistisch, ohne grosses Feuerwerk am Ende, der Donner ist verhallt. Dafür mit nachhaltiger und anregender Wirkung, auch wenn sich Bit-Tuner live zurzeit leider dem Backtrack unterordnen muss.