hfn music / VÖ: 12. März 2021 / Electro, Pop
lydmor.dk
Text: Michael Bohli
Wie viel Kapazität trägst du in dir, wann ist es nicht mehr möglich, weitere Konflikte und Entscheidungen in sich aufzunehmen? Lydmor stellt diese und weitere Fragen mit ihrem neuen Album „Capacity“ und präsentiert ihre Popmusik als Medaille mit beiden Seiten. Energisch und ermächtigt, leise und fragend – immer wieder werden neue Rätsel gestellt, jedes Lied ist ein weiteres Teil zum Puzzle, das sich am Ende als Leben entpuppt. Im Zentrum steht die Rolle der Frau und die fragilen Emotionen, ohne sich in denen zu verlieren.
Lydmor kontrastiert ein Pianostück mit entlarvendem Inhalt („Emma Spins“) aus diesem Grund auch gleich mit dem grössten Pophit auf „Capacity“, „Someone We Used To Love“ ist ein beatlastiges Lied, das in einer stimmlichen Mischung aus Florence und Luisa vergangene Liebesempfindungen untersucht. Dem Blick von Jenny Rossander entgeht nichts, das zeigt «Amandas Lullaby» zu Beginn und der intim reduzierte Schluss „Hotel Ads“. Es muss diskutiert werden, niemand soll sich verstecken. Mit scharfer Klinge wird das Patriarchat der Kunstszene durchstossen („LSD Heart“), danach das eigene Verhalten untersucht („Guilty (Kill Me)“).
Heutzutage auf der Welt zu sein, ist nicht so einfach, wie es sein sollte – besonders für Frauen. „Capacity“ versucht diese Konflikte und Probleme anzugehen und ist keinesfalls nur elektronische Popmusik. Lydmor nutzt die eingängige Stilrichtung für wichtige und nötige Konfrontationen, vergisst zu keiner Sekunde die eigene Position und deren Auswirkungen. Wenn man sich bei diesen Abzweigungen verloren fühlt, helfen Bässe und Stimme bei „Go Slow But Go“ zur Neuausrichtung. Alleine ist man nicht.