Glitterbeat Records / VÖ: 7. Oktober 2022 / World Pop
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Text: Michael Bohli
Je weniger Freiraum besteht, desto stärker wird die Fantasie angeregt. Ob aus Not oder Lust, Träumereien und Auswege finden sich im kreativen Weg. Liraz kennt sich mit unterdrückenden Normen aus, die israelisch-persische Musikerin hofft nicht nur seit Jahren auf eine friedliche Welt ohne Konflikte, sondern die Möglichkeit, dass alle Künstler:innen ohne Einschränkungen zusammenarbeiten dürfen. Egal, wo sie geboren wurden oder leben. «Roya» bringt uns als Album diesem Zustand etwas näher.
Wie bereits bei «Zan» wird man von Liraz auf mitreissende Weise zum Tanz und der Teilnahme aufgefordert. Die zehn Lieder sind treibende Popmusik, eingespielt mit Melodien und Instrumente aus dem Nahen Osten, elektronisch erweitert und für die Nacht in der Disco gekleidet. Wie es «Tanha» vormacht, sind die grossen Gefühle immer willkommen, Trauer und Verlust gehören zu diesen Songs. Ob die Situation im Iran, geschlossene Grenzen und auseinandergerissene Familien – alles fliesst durch die Adern von «Roya».
Unwiderstehlich im Kontrast die Grooves und Takte der Musik, «Azizam» ist ein elegant-psychedelisches Vergnügen, bei «Omid» schrauben sich die Synthesizer entzückend die Lüfte. Trotz Verbot haben Liraz und ihre Musiker die Platte in Istanbul aufgenommen, im Geheimen und voller Lust an der Kreativität. Selbstvertrauen verleiht «Bishtar Behand», «Doone Doone» verneigt sich vor der musikalischen Vergangenheit Teherans. «Roya» beflügelt nicht nur den Geist, sondern macht Mut und kämpft schillernd für eine gleichberechtigte Zukunft.