Mute Records / VÖ: 21. Februar 2020/ Experimental, Folk
leeranaldo.com / raulrefree.com
Text: Michael Bohli
Das Album „Names of North End Women“ ist nicht die erste Kollaboration von Lee Ranaldo und Raül Refree, spielten die Künstler bereits auf dem Album „Electric Trim“ vom erstgenannten zusammen. Damals basierten die Ergebnisse vor allem auf den Visionen von Ranaldo, dem ehemaligen Gitarristen von Sonic Youth, für das aktuelle Werk war die Arbeitsverteilung gleichwertiger. So stehen nun beide Namen auf dem Cover, so sind die acht Lieder experimenteller und ruhiger. Die Gitarren werden spärlich eingesetzt, Samples, Marimba und Vibraphon bestimmen die Umgebung.
Leise gesprochene Worte, elektronische Störgeräusche, krumme Rhythmen – Songs wie „Words out of the Haze“ entwinden ihre bezirzende Wirkung meist aus anfänglichen Rätseln, dann aber strahlen Harmonien und Akkorde weit über die Landstriche. Mit standardisierten Liedern geben sich Lee Ranaldo und Raül Refree nicht zufrieden, wissen aber immer, wie man Schönheit und Mysterien geschickt zu kombinieren hat. „New Brain Trajectory“ und „Humps“ beweisen dies mit betörenden Stellen, angesiedelt zwischen The Notwist und Karl Hyde.
Der Genuss von „Names of North End Women“ ist ein vielschichtiger, das Album will genau betrachtet werden. „The Art of Losing“ verdreht die Klänge soweit, bis man in den Gebieten der Kunst und Musikperformance gelandet ist, das Titelstück bringt Experimente und Folk-Freuden zusammen. Lee Ranaldo und Raül Refree zeigen mit diesem Werk ein grosses Interesse an der Forschung und mischen die Exkursionen gekonnt mit gefühlvollen und atmosphärischen Stellen.