AuGeil Records / VÖ: 9. Mai 2020 / Downtempo, Electronica
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Text: Michael Bohli
Bereits die erste EP „Robo Religion“ liess sich nicht in die Karten schauen und bei der Neuversion dieser fünf Tracks bleibt Kaktus Neus genauso schwierig zu fassen. Der Musiker aus Winterthur hat seine Songs, welche vor einem Jahr mit ihrer Mischung aus Downtempo und Electronica für Gemächlichkeit gesorgt haben, umgebaut und live aufgezeichnet. Die entspannten Flächen aus dem Synthesizer sind geblieben, Beats und Rhythmen bleiben den anfänglichen Minuten fern. Dafür begegnet einem die in Mundart erzählte Geschichte einer Seele, gefangen in der Maschine.
„Ghost In The Shell“ aus der Ostschweiz also, mit weniger Krawall und Effekthascherei erzählt. Wie ein Mantra wickeln sich die Sätze um die Ohren, „Betende Roboter“ lässt Eindrücke von abgelegenen Klöstern entstehen und verstärkt den persönlichen Glauben mit plötzlich auftauchenden Schlagzeug- und Gitarrenspuren. Kaktus Neus wagt sich von diesem Punkt an weiter in die Möglichkeiten der Akkorde und Perkussion, „Verwueschti Dimensione“ wird zu emotionalem Pop, „Transformierende Roboter“ bezirzt mit Beats.
Der Ausbruch aus der artifiziellen Gefangenschaft der frischen Seele wird nicht nur mit Worten beschrieben, sondern klanglich geschickt formuliert. Einzelne Riffs und Sounds werden zu Gehversuchen, die Stücke müssen zuerst geschichtet und gefestigt werden. Erst das ermöglicht am Ende die Ruhe und Klarheit von „Di Fallend Geischterwand“, die Welt kann erlebt und genossen werden. Kaktus Neus offenbart mit dieser EP frische Aspekte seiner Musik.