Staatsakt / VÖ: 23. Februar 2018 / Post-Punk, Deutschrock
isolationberlin.de
Text: Michael Bohli
Auch wenn Isolation Berlin mit dem ersten Lied „Serotonin“ so klingen, als hätten Element Of Crime doch die Gosse der Grossstadt gefunden, bleibt es auf dem zweiten Album der Gruppe nicht so romantisch. „Vergifte dich“ ist eine Platte auf Konfrontationskurs, mit dir selber, mit den persönlichen Ansichten der Band und dem menschlichen Wirken aktueller Tage. Die Gruppe aus Berlin geht dies mit direktem, unverblümtem und auf Deutsch eingesungene Texte an – und mit dem rumpelig aufgenommenen Klang zwischen Post-Punk, Deutsch-Indie und Feststimmung. Ja, auch Wanda würden bei „Wenn ich eins hasse, dann ist das mein Leben“ landen, wenn sie ihren Alkoholismus als Problem sähen.
„Vergifte dich“ ist dreckig, in Grautönen gehalten und schwankt stetig zwischen Selbstzweifel, Wut, leichter Hoffnung und Sehnsucht. Isolation Berlin verstehen es dabei, Lieder wie „Melchiors Traum“ oder „Die Leute“ mit explosiven Sätzen auszustatten. Gerade zweitgenanntes ist eine wunderbare Kopfnuss für alle aufgeblasenen Egomanen. Und es macht darum auch Sinn, scheint einen das meiste auf dieser Platte schneiden und kratzen zu wollen. Seien es die unsauberen Gitarren, der rumplige Bass oder der Gesang, der auch mal zu Schreien aus der Tiefe der Seele verkommt.
Isolation Berlin gehen trotz all diesen Eigenschaften eher sanft mit ihrer Musik um – so ist „Vergeben heisst nicht vergessen“ ein Lied mit akustischer Gitarre und viel Leere – nutzen dies aber geschickt aus, um nach solchen Passagen mit Rhythmus und Dynamik alle zu überraschen. „Marie“ ist schon fast lieblich im Refrain, „In deinen Armen“ lädt zum Tanz in der Spelunke ein – und so fühlt man sich in der Gegenwart von dieser Band wohl. Denn schlussendlich sitzen wir alle gemeinsam hier, egal wie schlimm es um diese Ortschaften steht.