Kapitän Platte / VÖ: 25. Mai 2018 / Indie Rock
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Text: Michael Bohli
Schlechte Türsteher seien die Herren Gisbert zu Knyphausen, Moses Schneider und der dünne Mann, wird zumindest im Promotext zu der neuen EP „Zurück zum Heissen“ geschrieben. Aber eigentlich kann man diesen Spiess auch umdrehen: Denn das Trio, welches seit 2016 unter dem Namen Husten unterwegs ist, vermengt auf dieser zweiten Scheibe zwar viele Einflüsse und Stilrichtungen, ging dabei aber so geschickt vor, dass mitreissende und entzückende Musik entstanden ist. Und es mit den fünf Liedern sogar schafft, den Vorgänger „Husten“ zu übertreffen.
Denn die Zeiten der Lo-Fi-Schunkler sind vorbei, Husten wagen sich aus dem Kellerraum und in die Partymeile, wenn auch weiterhin mit leicht neurotischem Blick und tief in das Gesicht gezogenem Hut. Ja, der Pop der Achtziger und die elektronischen Helferlein mischen auf „Zurück zum Heissen“ stark mit, aber nie so, dass die Musik hier billig wirken würde. Schelmisch und entlarvend streichen die drei Mannen durch die Gassen und halten das Tempo hoch, die Stolperfallen bereit. „Untergehen“ brilliert dabei mit einem grossen Wechselspiel zwischen Keyboard und Schlagzeug, „So nah dran“ tanzt locker vorbei und hat eine Gesangsmelodie der Ewigkeit.
Husten waren bereits auf ihrer ersten EP Könige darin, in wenigen Minuten aus Klang und Takt Kleinode zu formen – diese Fähigkeit haben sie in meinen Augen auf „Zurück zum Heissen“ noch perfektioniert. So darf jedes Lied eine eigene Stimmung mitbringen und sich trotzdem zu einem schmissigen Ganzen zusammenfügen. Indie Rock, Garage-Pop und deutsche Sehnsucht – wenn man bei „Lichtjahre“ über die Dächer entschwebt, dann ist man froh, kommt die dritte Scheibe bereits in einem Jahr.