Kapitän Platte / VÖ: 24. Mai 2019 / Indie, Pop
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Text: Michael Bohli
Alles kommt wie es kommen muss, und das kann die Erwartungen immer wieder umgehen. Husten zeigen dies geschickt mit ihrer dritten EP auf, verdrängen die Wildheit in die Natur und lassen sich nachdenklich und introvertiert auf dem Sofa nieder. „Teil 4 und 5 und 6“ deutet mit Namen und grafischer Gestaltung zwar auf eine weltbekannte Filmsaga hin, nimmt sich für die fünf Songs aber die Möglichkeit zu Herzen, ohne Brimborium und grossem Bogen die Gedanken unter die Leute zu bringen. Akustische Gitarren, leiser Gesang, zurückhaltendes Schlagzeug – vorerst wird geruht.
„Husten“ und „Zurück zum Heissen“ wollten da noch mehr Sturm über die deutsche Musiklandschaft beschwören, doch Moses Schneider, Gispert zu Knyphausen und Tobias Friedrich können mehr als Lautstärke. 2016 zum ersten Mal als Projekt angedacht, sind Husten nun am Ende der ersten Trilogie angelangt, welche mit Indie-Pop und alternativem Songwriter-Rock das persönliche Leben in den Mittelpunkt stellt. Das ist melancholisch und wie ein verregneter Tag, „Treppenhaus“ wagt sich zwischen toten Fischen und Menschen aber doch an groovende Rhythmen. Wäre auch zu schade, wenn hier nur noch Trübsal geblasen würde.
Klar, Kritik und Konfrontation findet man in fast jeder Zeile, aber wie könnte man auch anders im heutigen Europa? Husten fragen „Kommst du“ und sind bereits an den Plänen für die nächste Scheibe, das nächste Jahr. Wir aber stehen noch im „Kirchenschiff“ und hoffen, dass die Fragen den seidenen Faden der Raison nicht zu kappen vermögen. Solange es aber Gesang und Melodie gibt, ist an das Aufgeben nicht zu denken. Das beweisen die einzelnen Tonfolgen, welche die Songs immer wieder aus der Dunkelheit ziehen.