Label: Red Brick Chapel / VÖ: 8. Oktober 2021 / Electronica
hilk.eu
Text: Michael Bohli
Man würde es eventuell nicht vermuten, aber im Aargauischen Städtchen Baden gibt es ein Tor zu alternativen Musikwelt, zu den unerforschten Indie-Gefilden und der elektronisch andersartigen Existenz. Das zeigt sich nicht nur jährlich am OOAM Festival oder dem bunten Betrieb im Royal Club, sondern an der ansässigen Szene. Mit „Silent Violent“ fügt Hilke dem Ort ein weiteres, klangvolles Kapitel hinzu und setzt ihre persönliche Geschichte auf diversen Ebenen fort. Ehemaliges Mitglied der belgischen Dreampop-Gruppe Amatorski, danach unter dem Pseudonym Hroski unterwegs, jetzt intimer und privater.
Allein bestreitet Hilke die sieben Tracks auf „Silent Violent“ nicht, die Künstlerin holte sich Unterstützung bei Odd Beholder, Gregory Frateur und Frank Powers. Dadurch sind in den Electronica-Songs nicht nur diverse Stimmen zu vernehmen, die singuläre Persönlichkeit wird erweitert. Die Überlegungen zu Geschlecht, Identität und gesellschaftliche Normen werden greifbar, Downtempo und Pop-Appeal leisten ihre bezirzende Arbeit. „Paradoxes“ ist als Opener weitläufig und emotional, „Greta“ ein Wunder aus Fanfaren und Rhythmus, „How Are You“ angenehm komplex ausformuliert.
Niemals komponiert Hilke simple und leicht verdaubare Popmusik, ihre elektronischen Konstruktionen sind durchdacht, die eigene Stimme wurde im Arbeitsprozess zum zentralen Mittel mit Ausstrahlung. Sehnsüchtig und mit schmeichelnden Bässen „The T“, zuversichtlich und mit schönen Harmonien der abschliessende Titeltrack. Mal auf der Tanzfläche, dann wieder in der Lounge zuhause, sind die ausgefeilten Songs berührend und im nötigen Mass melancholisch. „Freeze“ etwa, eine Perle voller Klang und Intention, wie die gesamte Platte.