Band: Hermann
Album: K.O. Boomer
Genre: Ace-Pop
Label: Innerorts Records
VÖ: 12. März 2021
Webseite: hrmnn.ch
Trist ist die Umgebung auf dem Cover von „K.O. Boomer“, aber gewisse Generationen wünschen sich nichts sehnlicher als ein Eigenheim im langweiligen Umfeld. Steingarten, Regentschaft über Plastikzwerge und die eigene Meinung, welche den Horizont niemals überschreitet. Hermann singen von solchen Menschen, oder genauer gesagt, von Männern, die zwar Mitten im Leben sind, trotzdem ihr kleiner Kosmos nicht mit dem globalen Geschehen verbinden können. Ace-Pop, der seine geografische Herkunft niemals verschleiert, sondern geschickt ausnutzt.
Bereits mit dem selbstbetitelten Debütalbum zeigte das Trio aus Luzern auf (damals Dani Hug am Keyboard, heute Michael Zezzi), dass Kleinbürgertum und die Innerschweiz hervorragend als Grundlagen von Mundart-Pop funktionieren. Sarkastische Texte, angereichert mit tollem Gitarrenspiel, den künstlichen Drums und reizvollen Bassläufen – wer sich in den Liedern wiederfindet, der kann hoffentlich mit Hermann lachen. Humor spielt bei „K.O. Boomer“ eine grosse Rolle, sei es der versteckte Spieltrieb („Trampolin“) oder das wichtige Gehabe in „Züri West“.
Zugleich nutzt Frontmann Jonathan Winkler die Songs zur Liebesbekundung an die alternative Musik der Neunziger, mal rassig und verstärkend beim grossartigen Szenen-Seitenhieb „Swiss Music Abwart“, dann gemächlicher, aber nicht weniger akzentuiert. „Erschtwältproblem“ ist nebst SMA das grosse Highlight, Hermann verbinden alle Elemente perfekt. Das will bei den neun Tracks nicht immer gleich reizvoll oder zwingend gelingen, trotzdem ist dieses zweite Album ein starkes Stück Indie geworden. Inklusive realer Dystopie („Schöni neui Wält“) und verpuffter Träume („100 Grad im Club“).
Tracklist:
1. Trampolin
2. Cilo-Velo
3. Schöni neui Wält
4. Swiss Music Abwart
5. Biella
6. Erschtwältproblem
7. Züri West
8. 100 Grad im Club
9. Sicher ned ufschtoh
Bandmitglieder:
Hannes Herger – Bass
Jonathan Winkler – Gitarre, Gesang und Beats
Michael Zezzi – Synthesizer
Gründung:
2015
Text: Michael Bohli