Secretly Canadian / VÖ: 22. April 2022 / Indie Rock
hatchie.net
Text: Michael Bohli
Die Neunzigerjahre, die Achtziger, die Lebensfreude, die Sehnsucht. Auf «Giving The World Away» gräbt Hatchie mit ihrem Indie Rock tief in den Kisten der Stilmittel und Atmosphären. Die Musikerin aus Australien bringt den Dreampop ins Spiel, nutzt die Effektgeräte wie im Shoegaze und zaubert unglaublich mitreissende Refrains aus dem Hut. Das resultiert in offensichtlichen und betörenden Hits wie «The Rhythm» und «Quicksand», weiss aber auch auf gesamter Albumlänge sehr zu überzeugen.
Zum dritten Mal veröffentlicht Harriette Pilbeam als Hatchie Musik und zeigt sich nach dem Debütalbum «Keepsake» mit diesen zwölf Stücken als gereifte Songwriterin. Weiterhin ist der gebotene Rock beschwingt und voller weiblicher Energie, mit ihrer Stimme leitet die Musikerin perfekt durch die Kompositionen. Auf Seite der Produktion denkt man an Namen wie William Orbit, findet den TripHop und gar Einflüsse des Acid House. Das würde man eher nach England als Down Under verorten, Freude macht es auf jeden Fall. «Giving The World Away» als Lied und Album nimmt die Energie und hilft, die eigenen Sorgen zu überwinden.
Ob Unsicherheiten oder fehlendes Selbstbewusstsein, Hatchie liefert Hymnen zur Stärkung. Vom grossen und in Hall getauchten «Lights On» zum emotionalen und balladesken «Til We Run Out of Air» am Schluss ist die Musikerin für uns da. Erwachsenwerden, übermächtig wirkende Umstände, unterdrückende Normen, mit diesen Liedern weiss man weiter. «Take My Hand», niemand wird es bereuen.