Red Brick Chapel / VÖ: 22. März 2019 / Indie, Folk
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Text: Michael Bohli
Mal als Trio, dann zu viert und doch immer wieder als Gefäss für alleinig entstandene Ideen – Hanreti sind in ihrer kurzen Geschichte des Bestehens unberechenbar und wechselhaft geblieben. Was sich glücklicherweise niemals auf die Musik übertragen hat, besticht die Band klanglich mit durchweg sehr hoher Qualität und einem grossen Spektrum. Das vierte Album innert wenigen Jahren, kein Problem für diese Mannen, die Gedanken müssen schliesslich in die grosse Welt getragen werden. Da darf man ungezwungen vorgehen, da dürfen sich die Stilrichtungen gegenseitig abklatschen.
„Cherries Apples Pineapples and Limes“ beweist dies bereits im Titel, wird hier nichts homogenes, sondern lieber eine gesamte Fruchtschale angeboten. Für die Luzerner bedeutet dies aber nicht, dass man sich von Song zu Song über abrupte Wechsel wundern muss, sondern, dass auch diese Scheibe wie ein toller Multivitaminsaft durch die Kehlen fliesst. Folk, Indie und Rock, Hanreti geniessen die dehnbaren Elemente der Musik, ob Songlänge, Genre oder Stimmung. „Fairytale“ ist ein kurzer Tagtraum, „Bloodsucking Times“ das ausgedehnte Liebkosen der psychedelischen Gitarren. Oder wie wäre es mit einem Besuch in den Amerikanischen Staaten? „Stuck In Reno“ erfüllt den Wunsch.
Bläser, gemütliche Rhythmen und eine sichere Hand für den Pop – Hanreti wagen auf „Cherries Apples Pineapples and Limes“ vieles, das lohnt sich. Man denkt an Bob Dylan, spürt die Verheissungen eines Jonathan Wilson und sieht niemals den Vierwaldstättersee vor dem inneren Auge. Diese Musik ist weltoffen, international und die ultimative Plattform für gemeinschaftliche Versuche. Was beim Vorgänger „Deep Sea Dream“ noch etwas Zeit benötigte, das fesselt hier auf Anhieb und ist angenehm anders.