Band: Grimes
Album: Miss Anthropocene
Genre: Art-Pop / Electro
Label: 4AD
VÖ: 21. Februar 2020
Webseite: grimesmusic.com
Die Göttin des Klimawandels ist nicht wütend mit uns, nein, die Menschheit ist ihr egal. Aber wie wollen wir uns dagegen auflehnen, diese neue Situation akzeptieren? Hilft die Flucht in Richtung der Sterne? Wohl kaum, Adaption und Evolution sind die richtigen Stichwörter. Eine Prophezeiung und Anleitung bietet die kanadische Musikerin Grimes mit ihrem fünften Album „Miss Anthropocene“, einem extraterrestrisch anmutenden Werk zwischen Dark Pop, Electronica und Ausrottung, unglaublich ausdrucksstark und betäubend.
Die Künstlerin, welche bei „Miss Anthropocene“ erneut praktisch alle kreativen Schritte selbst erledigt hat, beweist mit dem Einstieg „So Heavy I Fell Through The Earth“ gleich, wie episch und kosmisch ihre Lieder neu klingen. Schleppend emotional, elektronisch fremd, mit pochendem Herzen. Grimes steigert dies mit Gast 潘PAN bei „Darkseid“ zu einer bedrohlichen Dunkelheit, tief in der Seele des Kosmos verankert. Ob D’n’B bei „4ÆM“, viel Hall und Reverbs auf der Stimme bei „My Name Is Dark“ (ein Killertrack) oder Popüberhit «Violence» mit i_o – diese Musik bringt Geister und Sonnen zum Explodieren.
Inmitten dieser Staubwolke tanzt Grimes durch den Rest ihres Albums, durch die diversen Stadien der Misanthropie und Verdammnis. Erstaunlich reduziert und nahe an Taylor Swift bei „Delete Forever“, später wieder kryptisch geschichtet, immer schält sie sich als erstarkte Frau aus der Materie. Am Ende brennt die Welt nicht, sie liegt bei „IDORU“ in Trümmern und wir beobachten sie aus weiter Ferne. Egal was der Klimawandel bringen wird, wir lassen uns bereits jetzt von dieser Künstlerin zu neuen Göttinnen davontragen. Und für etwas existieren schliesslich Drogen.
Tracklist:
1. So Heavy I Fell Through The Earth
2. Darkseid
3. Delete Forever
4. Violence
5. 4ÆM
6. New Gods
7. My Name Is Dark
8. You’ll Miss Me When I’m Not Around
9. Before The Fever
10. IDORU
Bandmitglieder:
Claire Elise Boucher
Gründung:
2007
Text: Michael Bohli