Band: Friends of Gas
Album: Kein Wetter
Genre: Experimental Rock / Post-Punk
Label: Staatsakt
VÖ: 5. Juni 2020
Webseite: friendsofgas.com
Eine dreckige Fratze scheint sich auf dem grauen Tuch zu zeigen, durch dessen Riss fast hämisch grinsend eine Autofront zum Vorschein kommt. Destruktion und Untergang, Friends Of Gas zeigen das schwierige Verhalten der Menschheit in ungeschönter Weise. Lärmende Rockklänge zwischen Experiment und stoischem Post-Punk, repetitive Texte und herausgepresster Unmut, angenehm ist „Kein Wetter“ nicht. Die Platte hilft aber, sich in der Misere mit der Gewissheit anzufreunden, dass man nicht allein gegen die Probleme und Ungerechtigkeiten antreten muss. Die Band aus München hilft.
Nach der EP „Carrara“ von letztem November, zeigen sich Friends Of Gas mit grossen Emotionen und lärmenden Passagen erstarkt, „Kein Wetter“ wälzt sich durch Berge aus Material und Chaos. Mit geradlinigen und strengen Kompositionen, die selten ausbrechen und eine mäandernde Wirkung bevorzugen. Nina Walser reitet auf den Sounds und besingt die „Graue Luft“, den „Waldbrand“ oder gleich Walter Aue und sein Buch „Blaiberg“. Worte, die sich keineswegs hinter den Instrumenten verstecken müssen. Kapitulation oder Kapital, „Schrumpfen“ bringt viele Missstände auf den einfachen Nenner, dazu die sägenden Gitarren.
Friends Of Gas reizen diese Möglichkeiten aus und zeigen am Ende von „Kein Wetter“ mit „Selber Keine“ eine zehn Minuten andauernde Prozedur voller Experimental, Noise und Kraut. Der Gegenpol funktioniert gleichermassen, das hört man bei „Felder“ oder „Teilchen“. Dieses Album ist unbequem und faszinierend, ein notwendiger Weckruf und im richtigen Masse kaputt und zerrissen. „Das ist doch kein Wetter“, stand früher überall auf den Berliner Strassen – ist es wohl, und wir stecken mittendrin.
Tracklist:
1. Waldbrand
2. Schrumpfen
3. Blaiberg
4. Graue Luft
5. Felder
6. Stechpalmenwald
7. Abwasser
8. Teilchen
9. Im Bad
10. Selber Keine
Bandmitglieder:
Nina Walser
Veronica Burnuthian
Thomas Westner
Martin Tagar
Erol Dizdar
Gründung:
2014
Text: Michael Bohli