Coldkings / VÖ: 25. November 2022 / Pop
fraine.ch
Text: Michael Bohli
Fraine verorten sich nicht in der Popmusik im gewohnten Sinne, die Gruppe aus St.Gallen nennt ihre Musik Post-Pop. Ein Weiterbringen des Genres? «The Art Of Escapism» versucht sich weiterhin an eingängigen Liedern, die schnell mit Herz und Kopf zu erfassen sind. Das Quintett setzt dabei auf handgemachte Sounds aus Gitarre, Synthesizer, Bass und Schlagzeug; immer geerdet und mit dem Blick auf die vorherrschenden Probleme gerichtet. Nach dem «Intro» geht es los, pianogetragen und sehnsüchtig.
Vieles auf «The Art Of Escapism» dreht sich um unsere Sorgen und Fehlern, wie wir damit umgehen und in der kalten Welt unseren Ausweg und Platz suchen. Fraine, geleitet von Fabio Glanzmann am Mikrofon, lassen inhaltlich wenig Euphorie zu, die zehn Stücke auf der Platte sind melancholisch und in gemächlichem Tempo gehalten. Die surrenden Klänge des Synthies vollenden die Atmosphäre von «Wallow In The Past», «We Take Flight» ist balladesk und ohne Perkussion aufgenommen. Oft entsteht durch die Mittel und Instrumente ein dichtes Klangbild, ohne zu überborden.
Dass die kompositorischen Aspekte an die Grundgedanken nicht herankommen, spürt man leider. Die Lieder von Fraine sind zwar eine gute Mischung aus Radiopop und alternativer Kunst, wirklich packend ist «The Art Of Escapism» selten. Man schwelgt mit, macht sich Gedanken und hört der Gruppe zu, am Ende des Albums bleibt aber wenig haften und man vermisst die Eigenständigkeit.