Smartship Productions/ VÖ: 15. Februar 2019 / Synthie Pop, IDM
fijiband.ch
Text: Michael Bohli
„Pretty Boy Don’t Say No“, aber wie könnte man auch. Fiji sind laut Pressetext zwar erwachsener geworden, das Berner Duo ist aber noch immer genauso erotisch wie zu den Anfängen vor 14 Jahren. Das beweisen nicht nur die rollenden Bässe und angriffig pochenden Synthesizer bei „In The Mood For Love“, sondern natürlich die lasziven Gesänge von Simone de Lorenzi, welche mit französischen und englischen Sätzen uns alle in den fantasierenden Zustand versetzt. Gewisse Lieder auf „Bizarre“ wurden bereits länger getestet und konnten international genossen werden, andere hingegen sind frisch und zum Entdecken bereit. Gut also, hat das Duo den typischen Elektropop in den Ruhestand geschickt.
Schon beim Opener „Bizarre“ geht es um befremdliche Vocoderintonationen und krumm flirrende Synthesizer, die folgenden Stücke sind zwar beatlastiger, aber nie billig zwischen Wave-Disco und Partyerotik. Viel mehr klingen Fiji wie eine emanzipierte Version von Goldfrapp, Chanson und IDM finden zusammen im Schattenspiel das gemeinsame Glück. Mehrsprachig und gefestigt, mit der Lederjacke und dem Cocktaildress im selben Outfit – bei Album Nummer fünf kann man sich auf jeden Fall selbstbewusst und leicht verrückt präsentieren. So ist diese Reise mit 14 Haltestellen genauso abwechslungsreich wie geniesserisch.
Der Wahnsinn ist ein steter Begleiter, das beweist die Schlagseite von „Boy Oh Boy“, zugleich aber das nötige Elixier, welches uns alle am Leben erhält. Fiji bieten durchdachte und perfekt ausformulierte Musik, wunderbar in die Takte gebracht von Simon Schüttel. Da macht es Sinn, zwei Songs in unterschiedlichen Varianten anzubieten und das Tessin mit „La Bambola“ zu kapern. Denn entweder gehen wir alle mit dieser Kunst der halogenbunten Nacht mit, oder wir gehen unter.