BlauBlau Records / VÖ: 27. Mai 2022 / Lo-Fi, Pop
fionafiasco.info
Text: Michael Bohli
Dieses Album liebe ich, den Song hasse ich. Diskussionen über Musik werden von starker Leidenschaft beherrscht, ein objektiver Konsens findet sich selten. Eine ehrliche und direkte Aussage wirkt erfrischend, wie etwa der hypnotisch vorgetragene Text von «Jon Bon Love». Fiasco D Enzio zeigen, dass sie mit Heldenverehrung nichts anfangen können und sich bald wieder mit halb geschlossenen Augen in den Untergrund verziehen. Acht Minuten lang verträumtes Abwettern, dazu die zärtliche Gitarre.
Direkt wird es auf dem Split-Tape «Ich Hasse Dich / Hina Nagen» mehrfach, Familie Schneider singen zum Klavier bei «Oban» und zerschmettern falsche Träume in «Kopehage». In den Lo-Fi-Klamotten und mit experimentellen Sounds angereichert, diese beiden Gruppen sind frische Zusammenkünfte und ein Spielfeld ohne viele Regeln. Psychedelisch lange driftet «8minute (hyper)» am Ende umher, die zweite Seite der Kassette ist voller Leerstellen und Versuche. Follia, Lucien Badoux, Joh Ismael und V.Müri sind dafür verantwortlich, ein langsamer Rausch.
Fiona Fiasco, Mel D und Davide Enzio hingegen stehen hinter dem Namen Fiasco D Enzio, eine Formation, die bei «solo uno» schief im Raum ankommt und die Romantik des Mittellandes als Gegenentwurf zur falschen Wahrheit aufzieht («win4life»). Das ist klanglich merkwürdig wie gut, sogar romantisch bei «ford capri». Ein witziges Vergnügen auf jeden Fall, das Doppel «Ich Hasse Dich / Hina Nagen» ist Talent und Dilettantismus zugleich.