Kinship Records / VÖ: 26. November 2020 / Electronica
feldermelder.ch
Text: Michael Bohli
Nach dem Aufstieg in schwindelerregende Höhen folgt die Erkundungstour, nahe dem bewachsenen Boden. Nach dem Longtrack „Tall Rise“ gibt es von Feldermelder mit „For Future Holographic Suns“ eine musikalische Gedankenaufgabe zur zukünftigen Bewirtschaftung der Flora. Es zirpt und spriesst, es scheint und wärmt – abstrakte Electronica mit Vergangenheitsbezügen und stellenweiser Erinnerung an Mort Garson. Ohne aber in esoterischen Gebieten zu landen, denn der Futurismus lässt sich nicht vom Sockel stossen.
Fremd und karg sind die Tracks, «Trust The Sun» könnte ein Gespräch zwischen unbekannten Lebensformen sein, „Illusionary Digitals“ beobachtet den verrückten Volkstanz zwischen Amöben und Atomen. Her mit der digitalen Flöte, Feldermelder vervollständig den visuellen Eindruck des Covers mit seiner Musik. Bevor man mit „Hermosa Runners“ in die weiche Zukunft entlassen wird, gibt es einige Experimente und Klangformen zu erleben („36 Nanwanzi“).
Knapp eine halbe Stunde dauert „For Future Holographic Suns“ an, die kurz gehaltenen Stücke beinhalten allerdings sehr viele Versuche und Möglichkeiten. Feldermelder reitet niemals lange auf einer Frequenz, manches wie das Stimmenspiel in „Gattopardi“ dauert gar nur Sekunden. Das resultiert in einem etwas zügellosen Werk und unklaren Situationen, zaubert einem dafür ein Lächeln auf das Gesicht. Die hier skizzierte Umgebung würde man mehr als gerne durchschreiten.