Quiet Love Records / VÖ: 9. Oktober 2020 / Electronica
egopusher.com
Text: Michael Bohli
2020, das Jahr in dem wir Kontakt aufnehmen? Gewissermassen, allerdings besteht „Beyond“ den Test der modernen Zeit etwas besser als die Fortsetzung des ultimativen Trips, mit welchem das zweite Album von Egopusher verglichen wird. Bis zum Jupiter muss man bei diesen sechs Tracks nicht fliegen, um Antworten zu finden. Das Duo aus Zürich und Berlin, welche mit ihrer Platte „Blood Red“ den ehrwürdigen Konzertsaal mit dem dunklen Clublokal zusammengeführt haben, laden zu Tagträumen und introvertierten Tänzen ein, zu instrumentalen Glücksmomenten und Sehnsüchten.
Geige, Schlagzeug und Elektronik – so einfach die Aufstellung von Egopusher, so effizient und emotional das Resultat. Gegenüber dem Vorgänger werden die Synthesizer und Beats stärker in den Vordergrund gestellt, Stücke wie das Titellied oder „Elenor“ geben sich als wahre Bewegungswunder. Sie seien zu einer richtigen Band herangereift, sagt Violinist Tobias Preisig über den Prozess hinter „Beyond“, und das hört man. Die Experimente konnten geschickt in die Kompositionen eingefügt werden, Neo-Klassik und Techno sind nun eins. Ohne die wunderbar langsamen Steigerungen und flächigen Stimmungen verloren zu haben.
So machen Egopusher eine gute Figur, egal ob Alessandro Giannelli die Stöcke weglegt und an den Knöpfen dreht („Faint“), oder komplexe Rhythmen spielt („Sheen“). Man wird von „Beyond“ aus der Atmosphäre getragen, von den Science-Fiction-Elementen im Raumklang betört und macht sich auf, zu den Grenzen und darüber hinaus. Und keine Angst, HAL 9000 treibt in diesem Soundtrack ganz sicher nicht sein Unwesen.