Mille Plateaux / VÖ: 11. März 2022 / Electronica
cristianvogel.com
Text: Michael Bohli
Viel gehüpft wird auf «1Zhuayo» nicht. Mit seinem neuen Album dekonstruiert Cristian Vogel die elektronischen Bewegungsgrundlagen und kreiert aus kühlen, düsteren und abweisenden Oberflächen neue Möglichkeiten. Schwankende Takte, flirrende Synthesizer, eine bleibende Leere – die Rhythmen beinhalten Fallen, das Tageslicht ist von den zwölf Tracks weit entfernt. Gemäss dem Covermotiv wird die Welt zu einer abstrakten Umgebung, durchzogen von einzelnen Ahnungen der Wärme und Gefühle. Das ist ein Kontrast zu «The Rebirth Of Wonky» und nicht minder interessant.
Das Talent, Sounds und Effekte zu schichten, aus solchen neue Verbindungen wachsen und die Tracks immer wieder unerwartet abbiegen zu lassen, ist Cristian Vogel in den letzten Jahren nicht abhanden gekommen. «Emanations» brummt und pulsiert, das lange «1Zhuayo Express» ist Ambient und Noise mit hyperaktiven Beats. Komplett wird nicht auf die Ausbrüche verzichtet, «Transferenz (Strom Stadt Mix)» labt am Schranz, «S18» ist mit genügend Gliedmassen nachvollziehbar.
Vieles auf «1Zhuayo» wehrt sich gegen die gewohnten Bezeichnungen von Musik und Klangfolgen, «Cables» balanciert zwischen Lücken und Löchern umher, «Astro Cumbia» imitiert die Traditionen noch nicht entdeckter Lebewesen ausserhalb der Erde. Und mit «Dronning» könnte man meinen, Cristian Vogel präsentiert uns Field Recordings aus unentdeckten Städten. Anti-Musik auf beste Weise, als Ort der ungeahnten Lebensweise.