Band: Coldplay
Album: Everyday Life
Genre: Pop / Indie
Label: Parlophone
VÖ: 22. November 2019
Webseite: coldplay.com
Die Gesamtheit des Lebens in einem Album festzuhalten, das kann eigentlich nur misslingen. Wenn man sich dann noch politisch ausrichten und die aktuellen Miseren festhalten möchte, dann schreit das nach einem elend langen Konzeptalbum – eigentlich. Mit „Everyday Life“ versuchten Coldplay nämlich all dies zu verwirklichen, und stolpern erstaunlicherweise sehr selten über ihre grossen Ideen. Viel eher ist ihnen mit der neuen Platte eine Wiedergeburt gelungen, die auch alte Zweifler wie mich besänftigt.
Aufgeteilt in „Sunrise“ und „Sunset“ laden uns Coldplay auf eine klangliche und emotionale Weltreise ein, die mit diversen Einflüssen und Mitteln das Leben abbildet. Schmerz und Trauer, Rassismus und Flüchtlingsthematik, Chris Martin möchte allen eine Stimme geben. Meist klappt dies am besten, wenn sich die Band in musikalische Experimente stürzt und sogar den Jazz und Blues zulässt. Mit „Cry Cry Cry“, „BrokEn“ und „When I Need A Friend“ zeigen sich die Musiker offen und vielseitig, und ganz wichtig: meilenweit vom Kitschpop älterer Werke wie „Mylo Xyloto“ entfernt.
Dank der Zurückhaltung (eigentlich knüpfen nur wenige Songs wie „Orphans“ oder „Champion Of The World“ an die Vorgänger an) und grosser Sensibilität ist Coldplay mit „Everyday Life“ ein schönes und ruhiges Album gelungen, das die aktuellen Krisen erstaunlich positiv bewältigt. Pop für die Hoffnung, mit U2-Qualität („Church“), mit World-Wucht („Arabesque“) und instrumentaler Grösse („بنی آدم“). Teilweise etwas verzettelt, etwas zuckrig, aber mit den richtigen Intentionen.
Tracklist:
1. Sunrise
2. Church
3. Trouble In Town
4. BrokEn
5. Daddy
6. WOTW / POTP
7. Arabesque
8. When I Need A Friend
9. Guns
10. Orphans
11. Èkó
12. Cry Cry Cry
13. Old Friends
14. بنی آدم
15. Champion Of The World
16. Everyday Life
Bandmitglieder:
Chris Martin – Gesang, Klavier und Keyboard
Jonny Buckland – Gitarre und Keyboard
Guy Berryman – Bass, Mandoline und Harmonika
Will Champion – Schlagzeug und Perkussion
Phil Harvey – Creative Director
Gründung:
1996
Text: Michael Bohli