Chess Club Records / VÖ: 29. April 2022 / Indie, Rock
coach-party.com
Text: Michael Bohli
Indie-Rock als kompositorische Kunst sollte instrumental funktionieren. Sicher sind Stimmen und Texte in der Musik wichtig, wenn das Gerüst allerdings nicht funktioniert, kann auch kein Hit entstehen. Bei Coach Party muss man nicht Angst verspüren, das Quartett aus der Isle of Wight überzeugt mit beiden Aspekten in ihren Songs. «Nothing Is Real» ist die dritte EP der Gruppe und reisst mit fünf Liedern mit.
Um die Einleitung zu rechtfertigen, sei als erstes der Song «Shit TV» erwähnt, bei dem Coach Party instrumental ihre druckvoll und energiereich dargebotenen Ideen zeigen, mit dem Gesang das Lied um eine Ebene erweitern und mit Surf-Garage-Punk-Vibe die Hütte zum Beben bringen. Angesengt sind die Möbel seit «FLAG (Feel Like A Girl)», in der Frontfrau Jess Eastwood toxische Beziehungen und misogynes Verhalten demontiert. Laute Gitarren, direkte Takte, viel Verzerrung – so funktioniert Feminismus in der Musik.
Fast etwas klassisch «3 Kisses», dafür mit unwiderstehlicher Melodie; «Weird Me Out» dann voller Leidenschaft und dem Drang nach vorne. Coach Party klingen jung und frisch, die EP lädt dazu ein, Grenzen, Mauern und Zwänge niederzureissen. Bildet Banden, «Nothing Is Real» liefert den nötigen Soundtrack dazu. Am Schluss versinkt alles in Shoegaze-artigen Klangwänden und die Welt wirkt eine Spur freundlicher.