Humming Records / VÖ: 14. März 2025 / Indie-Folk
charliecunningham.com
Text: Torsten Sarfert
Charlie Cunninghams neuestes Album „In Light“ ist weit mehr als nur eine Sammlung von Songs – es ist ein tiefgründiges Eintauchen in die Seele des Künstlers. Und der Brite versteht es, die Zuhörenden vom ersten Mollakkord an mitzunehmen. Mit einer sanft pulsierenden, organischen Lo-Fi-Produktion und schwebenden Melodieflächen schafft Cunningham ein Klangbild, das einen für den Moment alles um sich herum vergessen lässt. Cunninghams meisterhaftes, vom Flamenco inspiriertes Gitarrenspiel (er lebte einige Zeit in Sevilla) verwebt sich mit einer gedämpften und sparsamen Instrumentierung, über die sich seine fragile, zum Sterben schöne Stimme legt. Das ist ein einzigartiges Hörerlebnis, vorbehaltlos und dringend allen zu empfehlen, die einfach mal kurz alles hinter sich lassen möchten.
Songs wie „This I Know“ und „New Symmetry“ zeugen bei aller Melancholie von Cunninghams Überzeugung, dass doch irgendwie alles gut werden wird. „We’re here right now / Let’s be here again tomorrow“, singt er, und man folgt ihm damit nur allzu gern. Darüber hinaus ist das Album ein Meisterwerk betörender Balance. Sanfte Töne werden durch traumhaft schöne Tonartwechsel und kleine Ausflüge ins Übersteuerte aufgebrochen, ohne das immersive Gesamtbild auch nur anzukratzen. Und mit „One In A Million“ gibt es kurz vor Schluss noch Raum für ein rein instrumentales Klavierstück, welches auch den allerhärtesten Stein erweicht und dessen therapeutische Wirkung für jegliche seelische Dysfunktion nicht überschätzt werden kann. Unwillkürlich hört man sich selbst „Om“ sagen. Oder gar singen.
Cunningham und sein Produzent Luke Smith haben es geschafft, eine Platte zu kreieren, die gleichermassen beruhigend und dennoch fesselnd ist – ein veritabler Kunstgriff. In dieser Intensität am ehesten vergleichbar mit den beiden (tragischen) Meistern der Melancholie Nick Drake und Elliott Smith. Auch Fans kontemporärer Kollegen wie José González, Dekker oder auch Bon Iver werden in „In Light“ sicherlich eine vertraute Wärme und Tiefe finden.
Man kann sich „In Light“, wenn überhaupt, nur schwer entziehen. Denn – Vorsicht: begründeter Pathos! – es ist wie ein Lichtstrahl in der Dunkelheit, ein transzendentaler Hoffnungsschimmer in einer Welt, die viel zu oft von Negativität überschattet wird. Lass dich von Charlie Cunningham ins Licht führen. Temporäre Erlösung kann nicht ausgeschlossen werden.
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